DAF & No More (Samstag 20. März 2010, Reithalle, Strasse E, Dresden)

Über die Vor-Vorband breite ich an dieser Stelle den Mantel des Schweigens.
No More lieferten einen hübschen Auftritt, der eigentlich viel besser in einen kleinen Club gepasst hätte. Die Performance der Kieler war deshalb ein wenig steif - aber was will man schon machen, wenn man in einem viel zu hellen Raum auf der Bühne steht und nicht so recht weiß, was man mit der Situation anfangen soll? Die Dresdner und ihre zahlreichen nationalen und internationalen Gäste schauten sich den Gig eher gelassen an. Die Beschreibung des Publikums ist übrigens kein Witz, die Durchmischung zeigte sich nicht nur bei der vermuteten Szenezugehörigkeit, wobei in dieser Hinsicht das Schwarzvolk eindeutig dominierte, selbstverständlich mit der EBM-Fraktion an vorderster Front. "Suicide Commando" war dann der Trigger, der es denjenigen, die an diesem Abend Spaß wollten, erlaubte, mal ordentlich aus sich zu gehen und damit war das Eis eigentlich gebrochen. So recht wusste mich die Band jedoch nicht zu überzeugen. Zwar kannte ich das Projekt von Andy A. Schwarz und Tina Sanudakura nur von der Different Longings-12'', die ich vor Jahren mal erstanden habe. Warum wohl - richtig, weil sich auf diesem Vinylscheibchen auch "Suicide Commando" befindet. Ich muss gestehen, dass bei mir schon damals nicht viel von der Musik hängen blieb und das gilt auch in Summe für den Konzertauftritt. Die Musik ist ganz schön aber ein Urteil, das über "es langweilt mich nicht aber ich kann auch gut drauf verzichten" hinausgeht, konnte ich mir niemals abringen. Mit anderen Worten: ganz nett!
DAF waren dann richtig geil aber ich gebe ja zu, ich war auch hauptsächlich wegen Gabi Delgado und Robert Görl vor Ort. Görl thronte auf seinem Schlagzeug-Thron und gab den Takt vor, Delgado fegte über die Bühne mit einem breiten Grinsen im Gesicht - der DAF-Sänger genoss den Abend sichtlich. Sein Publikum dankte es ihm und tanzte ausgelassen zu den abstrakten "Hits". Im Internet kursierte eine Setlist und soweit meine Erinnerung reicht, hielten sich DAF auch daran:

" Verschwende deine Jugend
" Ich und die Wirklichkeit
" Verlier nicht den Kopf
" Der Mussolini
" Ich will
" Muskel
" Knochen auf Knochen
" Rote Lippen
" Osten währt am längsten
" Mein Herz macht Bum
" Liebeszimmer
" Sato-Sato
" Alle gegen alle
" Nachtarbeit
" Moschino, Heckler & Koch (Ganovenlied)
" Die Lüge
" Als wär's das letzte Mal

Alle Höhepunkte aufzuzählen, wäre hier zu viel des Guten. Wenn sich haufenweise verdächtig aussehende Leute zum "Mussolini" kloppen, ohne, dass jemand verletzt wird, dass ist ein unbeschreibliches Gefühl. Der eindeutig bekannte Text könnte ja leicht dazu verführen, seine Aggressionen auf weniger angenehme Art abzubauen. Doch dies passiert nicht. Esoterisch gesprochen gelingt DAF damit dass, was noch keinem Politiker in diesem Land gelungen ist. Oder wie Crisis es in Bezug auf die so genannte "Rassenfrage" ausgedrückt haben: "We are black, we are white. Together we are dynamite!"

Machen wir's kurz: Es war ein sehr energetischer Abend im Kreise der Freunde, mit einer spielfreudig aufgelegten Deutsch-Amerikansichen Freundschaft, mit viel Spaß und dem einen oder anderen Bier. Dank der DAF-Texte durfte man sogar den Kopf anstrengen ohne dabei das Feiern zu vergessen. It's magick!

 

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