Interview mit TET

Dieses Interview ist die Abschrift eines Tonbandes, das uns unser Mittelamerika-Korrespondent Ernesto "Schreck" Boliviar schickte. Seit dem Gespräch fehlt jedes Lebenszeichen von ihm...

Schreck: Warum seid Ihr eigentlich so hart?

TET: Weil wir sauer sind.

Schreck: Worüber denn so?

TET: Scheißkapitalismus zum Beispiel.

Schreck: Ihr transportiert das ja auch auf eine ziemlich harsche Weise. Könnte man nicht auch anders vorgehen, etwas, naja, sagen wir: argumentativer?

TET: Nein.

Schreck: Keine Dialektik der Aufklärung?

TET: Nur wenn ich darauf schießen kann.

Schreck: Wie bringt Ihr denn die linke Einstellung mit dem machomäßigen Gehabe in Einklang?

TET: Wir sehen uns in einer lateinamerikanischen Tradition, Che und so.

Schreck: Aber warum dann EBM?

TET: Weil Gitarren nichts nützen.

Schreck: Che hatte aber keinen Verzerrer für seine Stimme.

TET: Deswegen ist er jetzt auch tot.

Schreck: Wieso das?

TET: Mit ordentlich Verzerrer hätte man seine Schreie gehört und wäre ihm rechtzeitig zu Hilfe gekommen.

Schreck: Eine interessante These.

TET: Kann man wohl sagen. Verzerrer beeinflussen den Lauf der Geschichte. Deswegen haben wir ja einen.

Schreck: Aber warum verzerrt Ihr dann nur den Gesang? Ihr könntet doch ganz tollen Industrial machen.

TET: Erstens weil die Parolen sonst in der Musik untergingen. Zweitens ist für erfolgreiche Infiltration die Vortäuschung von Massenkompatibiltät bis hin zum Pop unerläßlich. Drittens schlafe ich bei vollverzerrten Beats immer ein, derlei Konzerte wären also für TET unmöglich.

Schreck: Wo wir gerade bei Konzerten sind...

TET: Lech los, der Hubschrauber wartet.

Schreck: Hubschrauber? War Eure Chart-Infiltration so erfolgreich?

TET: Leider nein. Wir kriegen nur zwei Riesen dafür vom Leuchtenden Pfad. Die stellen nur den Heli. Anders kommste im Dschungel ja nirgends hin.

Schreck: Der Leuchtende Pfad, ist das nicht eine vom peruanischen Staat gejagte Guerillatruppe?

TET: Solange wir unsere zwei Riesen kriegen, ist uns alles egal.

Schreck: Aber ich dachte, Ihr vertretet Überzeugungen? Der selbstlose Kampf für die Schwachen?

TET: Natürlich. Angebote von rechts lehnen wir immer ab. Solche Solikonzerte an der Dschungelfront machen wir aber fast immer.

Schreck: Die sind aber sicher nicht ganz ungefährlich?

TET: Vor allem der Weg zu Dong im Goldenen Dreieck ist immer eine höllisch harte Sache. Klar, die Feuchtigkeit, die Hitze, die gegnerischen Kugeln - das setzt vor allem der Hardware ordentlich zu.

Schreck: Wie schafft Ihr es bloß, dann trotzdem immer aufzutreten?

TET: Da wo Hälse riskiert werden, ist Nachschub immer zu gebrauchen.

Schreck: Ach ja klar, daß ich darauf nicht gekommen bin...

TET: ...ja, das finde ich auch sehr bedenklich. Bist Du ein Rechter?

Schreck: Ähm nee... Aber jetzt mir klar, warum Ihr so hart seid.

TET: Keine Ausflüchte! Sag' mir, für wen Du schießt!

Schreck: Ich äh...

TET: Mist, die heben da gleich ohne mich ab. Ich muß los. Aber sobald ich zurück bin, komme ich wieder, und dann schaue ich nochmal VORBEI.....!!!! (Schritte in schweren Kampfstiefeln entfernenen sich), kurz darauf charakteristisches Geräusch eines aufsteigenden Helikopters russischer Bauart)

Schreck: Puh! Das nächste Mal kann jemand anders diese irren EBMler interviewen! Mir reicht's! ."

 

Rezi

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