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Anne Clark - Notes Taken, Traces
Left
Lesung im Club Bärenzwinger Dresden, Mittwoch 25. Februar 2004
Anne Clark. Der Name steht vor
allem für düster-elektronische Tanzmusik der frühen 80er Jahre. Mit den Texten
der kleinen Britin haben sich dagegen wahrscheinlich noch nicht allzu viele
Diskogänger näher beschäftigt, was schade ist. Denn trotz ihres Erfolges im
Popbizz war Anne Clark in erster Linie stets Poetin. Der Verlag Schwarzkopf
& Schwarzkopf hat diesem Fakt jetzt Rechnung getragen und die Songtexte der
Londonerin ergänzt um einige biografische Fakten in einem Buch
zusammengetragen: Der Titel unter dem auch die Lesetour stand: "Notes
Taken,, Traces Left".
Spuren hat auch die Zeit
hinterlassen. Anne Clark ist nicht mehr die niedliche kleine Waverin, wie
man sie von den Fotos ihrer Platten her kennt. Mittlerweile 44 Jahre alt sieht
sie aus, wie eine typische Mittvierzigerin von der Insel halt aussieht. Ihre
warme und intelligente Ausstrahlung hat darunter nicht gelitten. Das Publikum
hängt sofort an ihren Lippen und hört geduldig und aufmerksam ihrer Lebensgeschichte
zu, die sie mit den Lyrics ihrer Songs kombiniert. Anne Clark erzählt von
ihrer Kindheit, von den ersten Schritten im Musikbusiness, der großen Explosion
der Popularität, der finanziell-organisatorischen Implosion gegen Mitte der
80er Jahre, vom "Exil" in Norwegen und der Rückkehr ins Geschäft und auf die
Bühnen. Sie zeichnet dabei den typischen Lebenslauf vieler Musiker der Wave-Generation,
die mit viel Enthusiasmus und Idealismus starteten und von den Mechanismen
der Industrie fast verschlungen werden. Wie so viele andere, hat Anne Clark
von den Einnahmen ihrer kommerziell erfolgreichsten Projekte kaum etwas gesehen.
Verbittert ist sie deshalb nicht, flechtet stattdessen ironische Bemerkungen
über ihre Naivität ein. Und bestärkt an ihrem Beispiel den Glauben an die
Unabhängigkeit einer Künstlerin, die sich gegen Ausverkauf stemmt. Statt der
zehnten Kopie von "Sleeper in Metropolis" oder "Our Darkness" nimmt sie anspruchsvolle
Projekte wie die Übersetzung und Vertonung der Gedichte von Rainer Maria Rilke
in Angriff. Die Plattenfirmen sind "not amused", Anne Clark setzt sich jedoch
durch, auch wenn das für sie bedeutet, dass weniger Geld in der Kasse klingelt.
Das späte Comeback gibt ihr Recht, das Publikum honoriert ihren Durchsetzungswillen
und den Kampf um Eigenständigkeit.
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Am Ende der Lesung sind alle
zufrieden. Am Merchandising-Stand herrscht reger Betrieb und die mitgebrachten
Exemplare des Buches sind fast alle verkauft. Anne Clark signiert bereitwillig
und freundlich Poster, CDs, Bücher und schaut dabei ein wenig ungläubig
drein, als wenn ihr ihre Popularität fast schon unheimlich wäre. Einige
wenige Mutig versuchen mit ihr ins Gespräch zu kommen und sie beantwortet
geduldig und ohne Arroganz alle Fragen. Erst als ein Presse-Fotograf noch
Bilder von ihr machen will, stöhnt die
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