V.A. - Sensitive Data 2 (CD, Zoharum)


Das vorliegende Werk ist ein Geburtstagscompilation, die sich das polnische Label Zoharum zum fünften Ehrentage schenkte und selbstverständlich auch den Freunden der hier vertretenen Musik. „Sensitive Data 2“ enthält 15 interessante Stücke, einzelne Ausfälle gibt es nicht zu vermelden. Versammelt sind vorrangig polnische aber auch einige internationale Künstler, die auf Zoharum veröffentlichen. Ein guter Einblick also in die elektronische Szene unseres Nachbarlandes und ein kurzweiliger Tonträger.

Der Sampler beginnt mit einem melancholisch-poppigen Stück von [HAVEN], Klänge, die man sich auch einmal im Radio wünschen würde. Erzeugt werden selbige vollkommen synthetisch, die leicht entrückte weibliche Stimme sorgt jedoch dafür, dass das Stück nicht kalt wirkt.
INNER VISION LABORATORY bieten ihrerseits sehr kühlen Dark Ambient mit symphonischer Komponente, der gut zu leeren, kargen Landschaften passt. AB INTRA sind hingegen mit ihren entspannten, sich öffnenden Drones ein kleines Bisschen „sonniger“.
BISCLAVERET kombinieren schräge, mystische Klangwelten mit einer dunklen Textdeklamation, werden im Verlauf ihres Stückes dann im Herzschlagrhythmus regelrecht rituell. Die Einsprengsel aus romantischen Klavierakkorden nehmen dem Ganzen das etwas Aggressive.
Im Verbund mit HOARFROST zeigen sich INNER VISION LABORATORY ebenfalls recht rhythmisch, wobei hier schon fast eine indianische Stimmung angeschlagen wird. Dunklen Soundscapes und träumerische Klangakzente verstärken den Trancecharakter des Stückes. Das „Mummy“-Sample finde ich allerdings nicht so ganz passend.
Bei DIFFENTE STATE treffen auf- und abschwellende Drones auf eine beschwingt-schräge Easy Listening-Melodie mit 60er-Jahre-Touch. Eine seltsame aber einprägsame Kombination. Die laszive Frauenstimme, die in bester Brigit Bardot-Tradition ihre Texte vorträgt und das greinende Saxophon lassen an Boyd Rice's „Hatesville“-Phase denken.
RAPOON lassen rückwärts gespielte Loops auf eine recht statische Soundfläche sowie männliches und weibliches „Summen“ treffen. Das Stück erzeugt zwar eine recht mystische Stimmung hat aber keinen echten Höhepunkt und entwickelt sich auch nicht. X-NAVI:ET bauen ihren Track hingegen langsam aber sicher aus verschiedenen Dronelayern auf, wobei die dunklen Brummtöne immer mehr an Gewicht gewinnen.
AAZBU zeigen mit ihrem Stück, dass sie ihr Handwerk verstehen: Der langsame aber effektive Aufbau der Layer, die leicht rituellen Rhythmen und ein mystisches Sample machen den Track zwischen Ambient und Clubmusik spannend. Gegen Ende kann man fast dazu tanzen, zumindest aber chillig mit dem Kopf nicken.
Die belgischen HYBRYDS bereichern das Programm mit einem „wässrigen“ Ambient-Stück namens „Orca“, Sounds um sich dazu in die Tiefe sinken zu lassen. Ein älteres Werk (von 1995), das mir besser gefällt als die aktuellen Elaborate.
ZENIAL ist ja eher für sehr konstruierte elektronische Klanglandschaften bekannt und in diese Reihe fügt sich auch diese synthetische Komposition, die sich ganz gut für einen Soundtrack für eine Doku über Höhlenforscher (oder halt Zombies, denn das Stück stammt von „Soundtracks for Zombies“) eignen würde.
K.STANISLAVSKY beginnt mit einem modernen dublastigen aber zurückhaltenden Beat, der immer wieder zugunsten träumerischer Ambientpassagen zurücktritt. Nach der Pause bricht der Rhythmus wieder ein bisschen kräftiger los. Auch hier spielt das Wasser eine wichtige Rolle.
OUROBOROS gehen es elektronisch verspult an, mit einem knochentrockenen Beat, knarrender Elektronik und einer mystisch im Hintergrund agierenden Stimme. Das aprubte Ende des Stückes ist etwas seltsam.
M.X.MARCHOFF & MJ CAROLINE RIDER bringen ein verspultes noiseambientiges Stück zu Gehör, das nur knapp über Windgeräusch-Level liegt. Nicht besonders aufregend und eher etwas um abzudriften.
Völlig aus der Reihe fallen mit dem längsten Namen und dem kürzesten Track ORRYELLE & HERMAPHRODITIC CHAORDER OF THE SILVER DUSK, die ein an die Residents erinnerndes rockiges Stück mit zahllosen Wiederholungen und eigentümlichen Breaks aufführen. Irgendwo zwischen sperrig und eingängig, so dass der Hörer etwas ratlos zurück bleibt. Ein gelungener Gag zum Ende der CD.

 

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