V.A. - U.S. Bestial Forces (3CD, L. White Records)
Einzelne Stücke hier herauszuheben wäre sicher nicht nett, schließlich hat jeder seine/n Favoriten. An dieser Stelle soll eher darauf eingegangen werden, welche Strategien die Künstler verfolgen, um sich aus der Menge hervorzuheben und die könnten nicht unterschiedlicher sein. Richard Ramirez gelingt dies, indem er uns an schwulem Sex teilhaben lässt. Genocide Lolita samplen die bekannte Melodie von Turn! Turn! Turn! von den Byrds. Violet Pink zeigen sich von der extrem noisigen und aggressiven Seite. Frailty of Angels mischen den Krawall weit nach hinten und rücken dadurch ihre beschwörenden Texte in den Vordergrund. Magia Nuda schreien verzerrt vor einem eher hypnotischen Hintergrund-Sound. R.S.P. erfreuen uns mit Black Metal-Gekreisch. Koufar reichern ihren Krawall mit arabischem Gesang an und lassen sich auch Zeit für Breaks. The Vomit Arsonit unterlegen ihre extremen Sounds mit geloopten Klavierklängen. Nyodene D. bauen ein Glockenspiel in ihr Stück mit ein, auch die Stimme des Protagonisten ist besonders auffällig, weil ein wenig weinerlich. Mit Hierchiss, Rape-X feat. Missy Most und Cunting Daughters beteiligen sich sogar ein paar Damen am Sampler, die Stimme bei letzteren erinnert seltsamerweise ein wenig an Anne Clark. Goatlab ihrerseits fallen durch extreme Power auf. Corpuscule lassen im Hintergrund ein Orgel dröhnen. Sharpwaist fallen mit einem langen Introsample und den Geigenloops aus der Rolle. Xiphoid Dimentia brennen sich mit industriellen Klängen mit einem tiefen Bassdrone und allerhand baustellenartigen Geräuschen in Gehör und Gehirn. Streetmeat lassen es hingegen ordentlich pfeifen und Corephalism schmeißen gleich die Hirnsäge an. Pharmakon greifen zur verzerrten Doom-Gitarre und hämmern auf den Amboss, auch hier wird schwarzmetallisch gekreischt. Slogun, sicher einer der bekanntesten Vertreter des Genres, lässt uns an einem primitiven Ritual teilhaben; sicher eines der eindrucksvollsten Stücke. Grammar Size, die als eines der wenigen Projekte überhaupt einen Rhythmus einsetzen, haben sogar ein gewisses Hitpotential; allerdings nur dort, wo sonst auch Genocide Organ zum Tanzen gespielt wird. Blesses Sacrifist schmirgelt und schimpft über einer angenehmen Ambientfläche. Wolverine Carcass verwirren mit Loops, die regelmäßig abbrechen, das Rumgeschreie dazu kommt aus der tiefsten Tiefe der Seele... Wir sehen, es gibt schon einige Möglichkeiten, Schema X abzuwandeln, auch wenn dadurch keine komplett andere Musik entsteht. Es ist wie es ist: Entweder man liebt oder man hasst Power Electronics. Für die ersteren ist diese Compilation der ultimative Überblick über die Szene in den Staaten mit all ihren lichten, dunklen und auch braunen Seiten. Wer mit der Musik nichts anfangen kann, wird hier sicher nicht bekehrt, dafür ist der Sound einfach zu extrem. Machen wir uns aber nichts vor: Das Kreisch, Quietsch, Scherbel, Kratz, Klopf hat auf der anderen Seite schon ein wenig von seiner Schockwirkung verloren, musikalisch innovativ ist es auf Dauer nicht. Das ist nicht schlimm, wer's aber etwas experimenteller mag, wird jedoch gelangweilt sein. Immer nur S/M-Sex wird sicher auch mal öde. Lasst uns alle mal wieder kuscheln! |
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