Rozz Williams: The Lost Recordings: Part 6 +++ Part 5 +++ Part 4 +++ Part 3 +++ Part 1/2


  

Premature Ejaculation - Rise - Part 6 (CD-R, Malaise Music)

This is the second "track" album of the PE relreases, meaning, that there are separated pieces of "normal" runtime (15 seconds up to 9 minutes) and not only one soundtrace.
We start with "Not Receiving",sounding like it's named: Someone turns the knob on a radio to choose a station, but he only gets some shredded noise, a voice telling here, a music playing there. This is the sound of the age of zapping…
"Vaccum" brings us the disturbing noise of a vacuum cleaner, only manipulated a little bit. Nearly four minutes of that noise takes some strength to stand and you'll feel happy, when the device is turned off.
"Vicious Circle" is a horror soundtrack, that could be used for a scene, in that the protagonist has a bad ghost dream. "Un..." comes with a stumbling, monotonous rhythm loop combined with some comic voices and singing. "On The Verge" starts with another short loop, thrilling in your head. Later being replaces by a strange sound of a voice being trapped in electronics, like from a broken CD, manipulated in speed and tone, followed by a pure machine rhythm and so on…
The short pieces (seven out of 12 tracks) are strange, short sketches, that present some special idea, maybe Rozz Williams had no other application for.

"Rise" is the most stressfull release of PE material yet and I breathed a sigh of relief, when it was over. This is only a pleasure for die hard fans and with my taste and knowledge about experimental music I would call this one of Williams' weakest works. Maybe some things are un-released by reason...

 

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The Happiest Place On Earth: Body Of A Crow - Part 5 (CD-R, Malaise Music)

Teil 5 der Rozz Williams Lost Recordings-Serie ist der erste, der als Einzel-CD daherkommt. Doch nicht nur das fällt auf: Der Tonträger, der den Projektnamen "The Happiest Place On Earth" trägt, besteht aus 26 voneinander getrennten und unterscheidbaren Titeln. Das bringt es fast schon zwangsläufig mit sich, dass der Gesamteindruck wesentlich abwechslungsreicher ist. Von Sample-Miniaturen, über boshafte Geräuschattacken bis hin zu echten Songs ist alles enthalten, wobei die Songs selbstverständlich nicht im Popgewande daher kommen. Es wird viel gesampelt, geschrien und gelitten; die Grundstruktur ist wieder im positiven Sinne monoton, fast schon rituell. Das Ganze wird kombiniert mit einer breiten Palette gestörter Sounds. Stellenweise erinnert mich "Body Of A Crow" an Psychic TV, bevor diese die Rockmusik für sich entdeckten - insbesondere bei meinem absoluten Favoriten, Titel 3: "Bloodied Walls". Das knapp 4-minütige Stück frisst sich mit einer monotonen Basslinie, eindringlichen, fiesen Samples wie aus dem Polizeisprechfunk und einer Keyboardmelodie, bestehend aus einigen wenigen Tönen, ins Gehirn. Sehr witzig ist hingegen "One Flageration", ein Track, der wie von einem verleierten Tape kopiert klingt, so dass sich der Konsument fragt, ob das Absicht oder Pech ist.

Ich weiß zwar noch nicht, wie die Serie weiter geht, bin aber auf jeden Fall gespannt, was noch folgt. Rozz und seine Partner Ron Athey / Chuck Collison etc. werden immer besser. Old School Industrial at it's best! Kompromisslos, abgedreht, krank, eindringlich. Nichts zum Bespaßen und ganz ohne Diskoattitüde.

Anzumerken bleibt einzig, dass eine Information fehlt, wie sich "The Happiest Place…" in das Gesamtschaffen von Rozz Williams einordnet bzw. in welchem Zusammenhang das Werk entstand. Darüber gibt das Booklet leider keine Auskunft.

Titel:
1. the grind
2. go (ahead)
3. bloodied walls (time)
4. revolution (the road)
5. fall (the wayside)
6. body
7. alarm
8. did the doctor give you a pill?
9. excerpt #4
10. sing it (frank)
11. never say
12. pain (a prayer for peter)
13. one conflagration
14. popeye
15. force
16. rope
17. you can't kill kill
18. film of a life
19. defect
20. poison
21. very best
22. excerpt #1
23. sexual atelia
24. dead beat
25. excerpt #2&3
26. no more (room)


PS: So, nun dürfte die Titelliste endlich richtig sein...

 

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Premature Ejaculation - Living Monstrosities / Descent - Part 4
(2CD-R, Malaise Music)

Hier nun also Teil 4 der PE-Wiederveröffentlichungsserie. Oder sollte man lieber Orgie sagen, denn das experimentelle Oeuvre von Rozz Williams ist damit noch längst nicht erschöpft. CD1 des vierten Opus, "Living Monstrosities", besteht aus einem sehr monotonen Stück, das aber aufgrund eines recht nervigen Tones nicht wirklich zur Meditation geeignet ist. Erst nach drei Vierteln des Tracks wird die starre Struktur aufgeweicht und von einem anschwellenden Noise-Ambient überlagert. Der hohe "Klingelton" wird ein wenig zurückgedrängt, verschwindet aber nicht. Dann gibt es einen Break und alles ist wieder wie vorher. Ganz zum Schluss kommt sogar noch eine Art flächiger Ambient hinzu, am gestörten Gesamteindruck ändert das nichts. Eine Art akustischer "chinesischer Wasserfolter" - nichts für schwache Nerven.

"Descent" zeigt sich etwas "verbraucherfreundlicher". Das knapp über 30 Minuten lange Stück lässt sich grob dem Genre Ambient zuordnen - dafür sorgen vor allem die flächigen und verhallten "Geisterstimmen" im Hintergrund. Dazu gibt es zahlreiche deutlich hörbar live auf diversen Klangerzeugern eingespielte Geräusche: Schleifen, Kratzen, Schmirgeln, teilweise auch rhythmische Schläge etc. Die so erzeugte Atmosphäre ist sehr dunkel, fast schon beängstigend zu nennen. In dunklen Räumen mit entsprechender chemischer Anregung genossen, stellt sich bei "Descent" garantiert eine gerüttelt Portion Paranoia ein.

 

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Premature Ejaculation - A little Heart To Swallow - Part 3
(2CD-R, Malaise Music)

Unglaublich. Schon diese CD von 1982 kann ich einigermaßen mit Genuss hören. Waren die ersten PE-Aufnahmen in erster Linie einfach nur gestört, kommt hier langsam Stuktur ins Spiel. Statt immer die volle Kante zu geben, werden Williams und Athey etwas überlegter in der Wahl ihrer Mittel. Heftig ist das Endergebnis immer noch. Endlosschleifen krasser Sounds, Geräusche, Geschrei und Gestöhn, Samples, Stahlschläge etc., eine richtige Gehirnbohrmaschine. Da muss man schon ganz schön heftig drauf sein, wenn man das nicht nur aushält, sondern selbst fabriziert. Und genau das ist das Künstlerpaar zu dieser Zeit noch: Die Performances, und der Sound, der dazu entsteht, sind noch immer kaputt aber PE entwickeln sich hörbar weiter. Ein Stück erinnert mich ein bisschen an die kranken Ausflüge der Virgin Prunes, der Rest ist aber durchweg als Industrial klassifizierbar. Wohlklang sollte also niemand erwarten, dafür aber einen sehr intensiven Trip in die Welt des jungen Rozz Williams. Und die ist ganz schön düster aber auf jeden Fall auch interessant. Schon erstaunlich, was diese jungen Kerle hier zusammenbauen. Unbedingt hörenswert auch über zwei CDs. Wobei die zweite ein klein wenig "ruhiger" ist - vielleicht ist aber einfach nur die Schmerzgrenze gesunken.

 

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Premature Ejaculation - Part 1 / Part 2 (2 x 2CD-R, Malaise Music)

Insgesamt vier CD-Rs mit unveröffentlichten Aufnahmen von Rozz Williams - das müsste ja eigentlich wie Weihnachten für Death Rock-Fans sein. Doch halt! Der leider viel zu früh Gegangene hat auch andere musikalische Felder beackert, so mit Premature Ejaculations das der experimentellen Sounds. Und dieses Feld ist auch für geübte Hörer ein recht steiniges. Beim ersten Durchhören fand ich das meiste nur grässlich, dabei immer gewahr, dass es sich hier um sehr frühe Aufnahmen des Meisters aus dem Jahre 1981 handelt, als dieser grad mal so 18 Lenze zählte. Dafür muss man sagen, ist der Output von Williams und seinem Freund Ron Athey ganz schön radikal. Sicher, den beiden fehlt es damals vielleicht ein wenig am Handwerkszeug aber ästhetisch gehen Williams / Athey keine Kompromisse ein. Es fiept, rattert, kreischt und scherbelt, was das Zeug hergibt; alles schön monoton und reichlich disharmonisch. Es sind aber auch einige eher ruhige Collagen zu hören.
Nur den Wenigsten sollte es gelingen, alle vier CDs wirklich am Stück zu hören. Auch wenn ich beim wiederholten Durchlauf deutlich mehr Genuss an diesem Sound empfinde, so ist es noch immer ziemlich harter Tobak. Echter Noise halt, vieles davon eine hörbare Improvisation am Rande zum Dilettantismus. Ich frage mich, ob es vergleichbare Klänge, erzeugt mit elektronischem Gerät aber auch mit allerhand "Fundstücken" im popmusikalischen Bereich damals überhaupt gab. Sicher, und das bestätigen auch die Biographen, Williams und Athey kannten und hörten damals Bands wie Throbbing Gristle oder NON. Trotzdem lassen die sich nicht unbedingt als Vorbilder festmachen bzw. heraushören. Premature Ejaculation hat schon was ganz Eigenständiges.
Bis mir die Scheiben 100%ig gefallen, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern. Die Vorstellung der wilden Performances, zu denen die ersten Premature Ejaculation-Tapes entstanden, macht mir dies etwas leichter. Denn um nichts anderes als den Re-Release alter, extrem rarer Tapes mit den Sounds von bzw. zu den schockierenden Auftritten des Duos handelt es sich hier. Folgt man den Überlieferungen der Zeit, gelang es Williams / Athey regelmäßig das Publikum zu verschrecken, auch dank diverser verderblicher organischer Substanzen, Exkrementen etc. In Verbindung mit dieser Anti-Musik ist das sicher ganz schön brutal!
"Brutal" oder "geschmacklos" könnte man auch das Äußere der Tonträger empfinden, doch dies ist nun einmal das Originallayout - inklusive einiger, kleiner Veränderungen bei der Transformation von der MC zur CD. Mir ist es ehrlich gesagt lieber so, schließlich legt im D.I.Y-Underground jeder Aktive weitestgehend allein Hand an sein Veröffentlichungen, da er ein in sich geschlossenes Kunstwerk abliefern und keine Kompromisse eingehen will. In diesem Sinne ist jede "Verbesserung" oder "Entschärfung" unangebracht. Nur ein Hakenkreuz musste aus dem Artwork verschwinden, um keinen Ärger mit den europäischen Autoritäten zu provozieren. Zwar war Williams gerade an dieser Provokation und Polarisierung im Allgemeinen gelegen und als Amerikaner stand es ihm frei, vom Gesetz unbehindert auch solcherart negativ belastete Symbole zu verwenden, hierzulande ist das strafbar.

Schlusswort:
Ich rate jedem Rozz Williams-Fan von einem Blindkauf ab; die Enttäuschung könnte sehr groß sein. PE hat nichts, aber auch überhaupt nichts mit Christian Death oder Shadow Project zu tun. "Part 1 / Part 2" sind zwei äußerst schwer konsumierbare Klangelaborate, die sicher Manchem den letzten Nerv rauben. Die "die hard"-Fans werden Malaise Music jedoch dankbar sein, haben sie jetzt doch endlich Gelegenheit, die quasi schon verschwundenen Aufnahmen ihres Idols anzuhören. Und das nach Auskunft der Macher zu einem sehr moderaten Preis, denn bei diesem ehrgeizigen Projekt steht statt monetärem Nutzen das Ziel im Mittelpunkt, alle "Lost Recordings" von Rozz Williams wieder verfügbar zu machen. Das sind nicht weniger als 30 Tonträger! Wünschen wir den Initiatoren gutes Gelingen!

 

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