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V.A. - Künstler zum 12.
WGT ("Obsorge-CD")
Zwar lautet eine alte Mutti-Weisheit
"Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul", aber angesichts der
Tatsache, dass ich 25 Euro für die Obsorgekarte bezahlt habe, erlaube
ich mir auch ein Urteil über diesen Tonträger. Aufgrund der Anbindung
an das Programmheft, entfällt der Punkt Artwork und ich konzentriere mich
auf die Musik. Und die haut mich wirklich nicht um. Darkwell liefern
recht netten Metal mit Frauengesang. Auch Carlos Peron lässt eine
Dame an seiner statt ins Mikro hauchen (mhm, französisch) und beschränkt
sich auf die Schaffung austauschbarer Blubberbeats, garniert mit mystischen
Mönchs-Chören. Escape With Romeo liefern ihren Beitrag in Form
eines freundlichen, gut tanzbaren Indy-Pop-Schmankerls mit elektronischem
Beat ab. Dann dudeln Saltatio Mortis dudelsackgängig über einem
Preiswert-Beat aus der Synthie-Datenbank rum. Sicher wird der "Dunkle
Engel"-Text die einschlägige Gemeinde begeistern, die munter-traurig den
Ballermann gibt. Erholung für's Gehör bieten Bloody, Dead & Sexy
mit ihrer schön verschrobenen Mischung aus Gothic und Death Rock. Eindeutig
der Höhepunkt der CD. Die nachfolgenden Letzte Instanz bieten ein
romantisch-melancholisches Stück Popmusik mit tiefschürfendem Text, das
zeigt, dass sich die Dresdner weit weg von der Mittelalter-Schiene wegbewegt
haben. Zu ihrem besten, will man meinen. Weiter geht es mit Say Y,
die sich wie schon Saltatio Mortis, den Engel widmen. Plastikpop mit Schlagerattitüde.
Trotz manch brauchbarer Ansätze furchtbare Soße mit scheelem Blick auf
die Charts. Würg! Nicht viel besser präsentieren sich Dementi,
auch wenn es hier mit mehr Gitarren zur Sache geht. Jaja, das Kind der
Nacht… Crematory für ganz Arme. Schlicht und ergreifend Mist. Apropos
Crematory: Scheint eine der Lieblingsbands von Bloodflowerz zu
sein. Die selben dümmlichen Riffs, die selbe schwachbrüstigen Melodien,
nur halt mit Frauengesang. Abschalten den Quatsch. Die Skip-Funktion bringt
jedoch keine Erlösung. Schon wieder hängen mir Dudelsäcke im Gehör, diesmal
von Tanzwut, die hier mal wieder einen ihrer Mitgrölhits unters
Volk werfen: "Wir sind wie das Meer… Und jetzt alle!" Warum kommen die
ganzen Gruftie-Lyriker nicht endlich mal darauf, dass 90 Prozent ihrer
sprachlichen Bilder abgelutscht sind… In diesem Zusammenhang ist der traurige
Gitarren-Popsong von NUUK ob seiner Englischsprachigkeit schon
fast eine Erholung, auch wenn es hier noch einiges zu meckern gibt. Immerhin
schafft es die Combo in die "Stört Nicht"-Schublade. Danach dudelt's schon
wieder - ich kann das inflationäre Mittelaltergedönse kaum noch ertragen
- zum Glück bleiben Corvus Corax aber beim ihrem Leisten und versuchen
nicht mittels Computergestampfe ihre Musi aufzupeppen. So geht das Ganze
in Ordnung und wird von mir zum passenden Anlass auch gern mal konsumiert.
Morgenstern als Abschluss der CD machen alle Hoffnungen wieder
zunichte, ich könnte mich mit dieser Art von Szenehype anfreunden. Tausendmal
gehört. Langweilig. Nahrhaft und innovativ wie ein Big Mac. Gut ich gebe
ja zu, dass die meisten Bewertungen recht gemein sind, aber seien wir
mal ehrlich: Wer ist mit dem Zustand der Schwarzen Szene wirklich zufrieden?
Viel Oberflächliches, wenig Substanz, also genau das, was sich auf Zillo-
und ähnlichen CDs wieder findet und leider auch auf dieser…
Titel:
1. Darkwell - The Crucible
2. Carlos Perón - La Salle Noire 3. Escape With Romeo - Anteroom For Your
Love 4. Saltatio Mortis - Dunkler Engel 5. Bloody Dead & Sexy - Fingers
6. Letzte Instant - Spurlos 7. Say Y - Angels 8. Dementi - Kind der Nacht
9. Bloodflowerz - False Gods 10. Tanzwut - Meer 11. Nuuk - Vast 12. Corvus
Corax - Seikilos 13. Morgenstern - Ketzer
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