Symphony No. 4 +++ Sense Geometry +++ Symphony No. 2 & 3




Vladimír Hirsch - Symphony No. 4, Descent From The Cross
(CD, Ars Benevola Mater)

Ein weiteres Werk Vladimir Hirschs auf Ars Benevola Mater, diesmal die Symphony No. 4. Schon nach wenigen Tönen ist für den Eingeweihten zu erkennen, wer hier am Werke ist, denn der Prager hat seine ganz eigene, unverwechselbare Handschrift.
Auch wenn die Elemente bekannt sind, irgendwas ist bei dieser vierten Symphonie doch anders. Statt durchgängiger Stimmungen gibt es sehr viel "Zerhacktes"; das Werk wirkt verstört und verstörend zugleich. Dieser Empfindung entspricht auch der Text aus der Feder Jan Blanickys im Inneren der wieder einmal sehr ansprechend gestalteten CD. "The symphony … creates a deeply immersed, painful perception, dominated by uncertainty and doubt…" Sollte ich mir etwas Visuelles dazu vorstellen, so käme mir dabei eine avantgardistische Tanzperformance auf spärlich beleuchteter, apokalyptisch gestalteter Bühne in den Sinn, eine Art Gottesgericht.
Ein allzu großes Wunder ist diese Assoziation nicht, schließlich umspannt die Symphonie den Handlungsbogen von der Kreuzigung Jesu bis zu dessen Grablegung. Hirsch bezieht sich hierbei auf die Interpretation eines Bildes von Hans Holbein durch Dostojewskis, das den christlichen Glauben an die Auferstehung Christi in Frage stellt. Wie sich hier thematisch die Apotheosis (Verklärung, Vergöttlichung) und der Bezug auf das Markusevangelium einordnen - im Vers 1,16 geht es um die erste Begegnung von Jesus mit den späteren Aposteln Simon und Andreas, die am Ufer des galiläischen Meeres ihren Lebensunterhalt als Fischer verdingen - ist mir als Außenstehenden nur schwer verständlich. Am Sound lässt sich jedoch eine Rückkehr zum Getragenen, in sich Geschlossenen, mit sich Versöhntem erkennen. Dies war sicher auch das Anliegen, des Komponisten, die Darstellung des Zurückfindens zum Glauben.

Ein insgesamt sehr anspruchsvolles, wenig "gefälliges" neoklassisches Werk voller Dunkelheit.

Titel:
1. Part I: After Expiry
2. Part II: Night Under The Cross
3. Part III: The Descent
4. Part IV: The Pass From Golgotha
5. Part V: Entombed
6. Part VI: Apotheosis
7. Part VII: Marcus V1:16


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Vladimír Hirsch - Sense Geometry (CD, Ars Benevola Mater)

Zu Vladimír Hirsch muss an dieser Stelle nicht mehr allzu viel gesagt werden. Den regelmäßigen Lesern dieser Website dürfte der Prager als Mitstreiter in zahlreichen Projekten wie Skrol oder Aghiatrias bekannt sein.
Die vorliegende CD ist die erste Wiederveröffentlichung der Werke Hirschs durch das italienische Label Ars Benevola Mater, dessen Releases u.a. von Novy Svet oder Atrax Morgue dem einen oder anderen sicher bekannt sind. Sechs weitere sind geplant.
"Sense Geometry" erschien ursprünglich 1998. Das Konzeptalbum beschäftigt sich mit einer vom Künstler entwickelten musikalisch-mathematischen Theorie die geometrische Symbole und deren Umsetzung in Klänge auf bestimmte Mechanismen der menschlichen Psyche anwendet. Das hört sich nicht etwa völlig verkopft an, sondern erinnert vielmehr an klassiche symphonische Werke. Die Atmosphäre ist dabei durchgängig sehr düster und beklemmend. Das gilt zwar auch für die anderen Veröffentlichungen des Pragers, musikalisch erinnert das vorliegende Werk aber nur bedingt an die bekannten Sounds. Konnte man Vladimír Hirsch durchaus vorwerfen, dass sich manche Motive häufig wiederholen, so gilt das nicht für diese Veröffentlichung. Natürlich hat der Komponist Hirsch eine eigene Handschrift, das Bombastische und Gewaltige, das stellenweise an den Sound von Cold Meat Industry erinnert, kommt auch hier nicht zu kurz. Trotzdem wirkt "Sense Geometry" wesentlich reduzierter als z.B. Aghiatrias und schlägt zudem ein höheres Tempo an. Kaum zu glauben, dass dieses Album quasi nur auf elektronischem Wege eingespielt wurde und allein Vladimír Hirsch für Keyboards, Synthesizer, Sampler, Drums und Programming verantwortlich zeichnet. Ein echter Ausnahmemusiker, dem mit dieser Wiederveröffentlichung bei Ars Benevola Mater vielleicht endlich die ihm zustehende Aufmerksamkeit zuteil wird.
Anzumerken bleibt nur noch, dass das sehr geschmackvolle Artwork dem Inhalt gerecht wird.

Titel:
1. Tetragons, Figure 1
2. Circles, Figure 1
3. Triangles (Figure 1) Inside Cylindric Channels
4. Abscissas (Figure 1) In Pentagonal Column
5. Ellipsis Segments
6. Circles (Figure 2) In Tetragonal Structure
7. Triangles, Figure 2
8. Abscissas System, Figure 2
9. Tetragons, Figure 2
10. Chain Of Ellipsoid Figures


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Vladimír Hirsch -
Symphony No. 2 "Defensa" / Symphony No. 3 "Brands Of Tyranny"

(CD, Catch Arrow Recordings)

Vladimír Hirsch ist die treibende musikalische Kraft hinter Projekten wie AGHIATRIAS und SKROL und das hört man auch hier in seinen Kompositionen moderner Klassik. Manche Motive sind seltsam bekannt, kehren im Schaffen Hirschs immer wieder. Geschrieben wurden beide Werke für das "integrated orchestra", welches sowohl authentische als auch synthetische Instrumentierungen des klassischen Symphonieorchesters nutzt. Dessen typischen Klänge kollidieren in Hirschs Stücken mit industriellen Sprengseln und verschmelzen zu einer neuen Einheit, der der Komponist den Namen "integrated music" gab. Die Symphony No.2 kommt in sich homogen daher. Die einzelnen Teile unterscheiden sich nur geringfügig, sind durchgängig maschinenhaft treibend. Der Vortrag ist durch überdeutliche Theatralik geprägt, ohne jedoch ins pathetische abzukippen. Die Symphony No. 3 setzt sich aus 16 kürzeren und sehr unterschiedlichen Teilstücken zusammen. Die typischen klanglichen Elemente, die so charakteristisch für Hirschs Schaffen sind, finden sich jedoch auch hier wieder. Besonders hervor stechen dabei die schrägen Orgeltöne sowie der nachdrückliche Einsatz des Schlagwerkes. Symphony No. 3 zeichnet sich durch ein hohes Maß an Aggressivität aus, durch eine intensive Atmosphäre. Der Hörer wird quasi hin und her gestoßen, ein sich treiben lassen ist hier unmöglich. Eine Aufführung mit einem richtigen klassischen Orchester wäre sicher auch optisch ein Erlebnis.

Titel:

SYMPHONY no.2 "Defensa"
1 Part I. Incorporatio
2 Part II. Animae milites gravis armaturae
3 Part III. Iudicium et sententia (...pictura pugnae sunt)

SYMPHONY no.3 "Brands Of Tyranny" 1 I. Allegro assai. Attacamente 2 II.Presto. Feroce 3 III.Allegro. Ostinato 4 IV.Intermezzo #1. Agitato 5 V.Allegro con brio 6 VI.Allegro. Risoluto. 7 VII.Grave.Eccitante 8 VIII. Presto. Frettoloso. 9 IX. Allegretto.Guerresco con agilita. 10 X. Marcia. Trionfale. 11 XI. Grave. Independemente. 12 XII. Andante con moto. 13 XIII. Ondeggiando. Allegretto poco mosso. 14 XIV. Intermezzo #2. 15 XV. Conclusione. 16 XVI. Allegro assai. Attacamente 2


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