Agartta +++ older works

 

Tabor Radosti – Agartta (CD, Alien Productions)

Tabor Radosti pflegen ihren ganz eigenen Stil, der hier auch schon mehrfach beschreiben wurde. Dunkle Keyboardmusik mit martialischem Erscheinungsbild und mystischen Referenzen. Wer die Tschechen zum ersten mal hört, wird wohl an diverse Cold Meat-Projekte denken. Mit „Agartta“ liegt das mittlerweile vierte Vollzeitalbum des Duos vor. Auch wenn sich der typische, druckvolle Tabor-Radosti-Sound im wesentlichen nicht mehr ändert, kommen jedoch neue Elemente hinzu. Am auffälligsten ist der klare, weibliche Gesang, ganz prägnant bei Titel Nummer drei „Tenze“. Aus meiner Sicht ist dies allerdings der kommerziellste und am wenigsten interessante Track des Albums; gerade der archaische Sprechgesang der Tschechen gefällt mir besonders gut. Bei „Integrita“ flüstert die Dame dann auch nur, was mir eher zusagt. In diesem Stück taucht dann auch ganz ungewohnt für das TR-Klangbild ein elektronisches Saxophon auf, das sich aber hervorragend einfügt. Abgesehen von dem kleinen „Tenze-Ausrutscher“ gefällt mir das Werk wieder ausgenommen gut, der Sound ist hervorragend und auch die Verpackung in der Metallbox kann sich sehen lassen.
Zum regulären Programm gibt es wieder vier zusätzliche Stücke, davon drei unveröffentlichte, die nicht so extrem weit abweichen und sich so ganz gut ans Album anschließen, sieht man vom abschließenden Klavierstück „TR 1995“ ab. Von „Agartta“ findet sich der Catastrophobia-Remix von Ah Cama-Sotz, der mit einem echten Schlagzeug unterlegt und mit Chören angereichert wurde. Der Andropoid-Remix erhält durch den Eingriff von Kenij Siratori sogar einen leicht fernöstlichen Touch.

 

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Tábor Radosti-Werkschau

Tábor Radosti (Joy Camp zu gut deutsch dann wohl Freudenlager) ist ein tschechisches Zweimannprojekt, das laut Angaben der Website seit 1995 existiert. Zwei Jahre nach Gründung erfolgte der erste Live-Auftritt, damals noch ohne Veröffentlichung im Gepäck. Die entstand 2001, einfach "Tábor Radosti" betitelt. Zwei Jahre später erschien, wieder in Eigenproduktion "Hávámal", die dann ein weiteres Jahr später beim 10ten Prager Industrial Festival live präsentiert wurde. Das war dann offensichtlich für das tschechische Epidemie-Label Grund genug, Tábor Radosti unter Vertrag zu nehmen. Bei Epidemie erschien 2006 "Lamat", das bislang letzte Werk der Band.
Auch wenn ich die Texte nicht verstehe - die sind meist in der Muttersprache der Tschechen - geht es doch, wie aus Artwork und Titelwahl ersichtlich, um mystische Themen. Die werden mit einer neoklassischen, gelegentlich recht martialischen Musik umgesetzt, die stets auch ein dunkler, geheimnisvoller Hauch umweht. Die für den Rezensenten ungewohnte Sprache ist sicher auch für diesen Eindruck verantwortlich.
Wirklich große Unterschiede lassen sich zwischen den drei bisher vorliegenden Veröffentlichungen kaum feststellen, Tábor Radosti haben ihren Stil recht schnell gefunden. Der orientiert sich ein wenig an den Cold Meat Industry-Bands, weist aber genügend Eigenständigkeit auf, um nicht als Plagiat bezeichnet werden zu müssen. Im Gegensatz zu den schwedischen Bands scheuen sich Tábor Radosti nicht davor, ab und zu mal auch tanzflächetaugliche Rhythmen einzusetzen ohne dabei in ödes Gestampfe abzukippen. Soweit ich es beurteilen kann, verwenden die Tschechen ausschließlich synthetische Klangerzeuger, samplen aber auch mal eine E-Gitarre, wenn es ihrem Anliegen dienlich ist.

 


Tábor Radosti - Tábor Radosti (CDR, 2001)

Bis zu dem Zeitpunkt als ich ihre CDs zum ersten Mal hörte, hatte ich die Band nur zweimal live gesehen. Dahatten sie mich nicht so recht begeistert, wahrscheinlich lag es an den Masken und den bemüht heidnischen-düsteren Videos, die im Hintergrund liefen. Ohne diese optische, mich störende Komponente sagt mir die Musik von Tábor Radosti jedoch zu auch wenn der Rhythmus gelegentlich ein wenig mehr Abwechslung vertragen könnte.
Am Beispiel von "My lidé…" kommt sehr gut das zum Vorschein, was die Band in meinen Ohren so recht einzigartig macht und das ist die Sprache und wie sie eingesetzt wird. Quasi zwangsläufig entstehen Assoziationen an wilde Beschwörungen und Verwünschungen, ist das Tschechische doch recht rau.

Titel:
1. Mesto
2. Supové Ega
3. Kaz ve Vzoru
4. My Lidé ...
5. Synové Svetla
6.Boj Skoncil

bonus track
7. ClovekCloveku Vlkem (1995)
8. Kaz ve Vzoru (1996)

 


Tábor Radosti - Hávamál (CDR, 2003)

Wie bereits gesagt: riesige Unterschiede zur ersten Platte gibt es nicht. Der Sound ist etwas klarer geworden - sicher hat man in bessere Technik investiert. Die synthetische Herkunft aller Töne hört man jedoch immer noch. Das tut dem Genuss der Musik aber keinen Abbruch, Tábor Radosti sind noch einen Zacken dunkler geworden, wobei man das Ganze natürlich auch als aufgesetzt betrachten kann. Die Band hat sich aber nun einmal ein bestimmtes Image gegeben - die Masken bei den Liveauftritten erinnern immer an Priester irgendeines mächtigen, alten Kultes - und leben dieses in ihrem künstlerischen Schaffen aus. Stößt man sich daran nicht, dann entfaltet die Musik von Tábor Radosti eine angenehme suggestive Kraft.
Im Vergleich zur ersten Platte gönnen sich die Tschechen auf "Hávamál" mehr "Ruhephasen", in denen ihre Musik ambienten Charakter hat, auch ist der Klangkosmos an sich ein wenig erweitert wurden.
Das Bonusstück "Cas úderu" kommt von der Qualität nicht an die regulären Stücke der CD heran, schließlich handelt es sich um eine Liveaufnahme. Hier fehlt die für Tábor Radosti typische Dichte des Sounds. Trotzdem eine nette Geste an die Fans, denn soweit ich es überschauen kann, wurde der Titel noch nirgendwo sonst veröffentlicht.


Titel:
1. Runa - Algiz
2. Když nemužeš Snít
3. Blot
4. Lichtgelb
5. Hávamál - Teiwaz
6. Heulos
7. Hávamál - Raido
8. Hávamál - Ansuz
9. Runa - Pertho

bonus track
10. Cas úderu (Live Jihlava 2001)

 

Tábor Radosti - Lamat (CD Epidemie Records, 2006)

Die erste professionelle Veröffentlichung der Tschechen zeigt Tábor Radosti von ihrer besten Seite: Dunkle, ambiente Sounds, dezente, abwechslungsreiche Rhythmen, eine superböse Stimme, die manchem sicher das Fürchten lehrt. Klangtechnisch ein echter Quantensprung, kommt "Lamat" auch optisch beeindruckend daher. Die CD im Digipack ist geschmackvoll gestaltet, die anhand der Titel vermutete Beschäftigung mit den Kulten der südamerikanischen Indianer ist ansprechend umgesetzt.
Erwähnenswert sind auf jeden Fall auch die drei Remixe am Ende der CD, von denen der von Disharmony aus meiner Sicht der gewöhnungsbedürftigste ist. Wie kann man sich Disharmony nennen und solche eine weichgespülte Klaviermelodie zu den sonst eher harschen Sounds von Tábor Radosti hinzufügen? Klingt sehr nach Chartskompatibilität. Schloss Tegal kommen dagegen gewohnt düster daher, passend zum üblichen T.R.-Sound. Mit "Kaz Ve Vzoru" haben sie zudem einen meiner Lieblingstitel der Tschechen remixt. Auf halber Strecke setzen dann wieder die Tanz-Beats ein, die ruhig etwas mehr Bass abbekommen hätten können. Klingt dann doch zu sehr nach Durchschnittsware. Gegen Ende geht das Stück in ein ambientes Rauschen über. Die Eigenbeschäftigung mit dem Song "Jagajlo Gan" fällt mehr unter die Rubrik skurril, hat das Endergebnis doch überhaupt nichts mit dem gewohnten Klang der Tschechen zu tun.


1. Ahau Can
2. Lamat
3. Tlateumatini
4. Lahun Chan
5. Ah Kin
6. Yolteotl
7. Ollin

bonus track
8. Synové Svetla - Mix (Disharmony)
9. Kaz ve Vzoru - Mix (Schloss Tegal)
10. Jagajlo Gan - Mix (T. R.)

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