Eternal Ekel +++ Kontrollverlust +++ Split mit N.Strahl.N

Rostiges Riesenrad - Eternal Ekel (MC, Grottenvolk Rundfunk, lim. 40)

Rostiges Riesenrad ist wirklich nichts für den musikalischen Mainstream. Das wird schon durch das einleitende Sample verdeutlicht. Passend zum Titel der MC heißt es da: "Ich hasse euch alle. Ich hasse euch alle und besonders mich." Das erinnert inhaltlich ein wenig an Sartre, stimmt's?

Musikalisch bietet das Projekt vom "Eisenvater" alles, was dem Ohr wehtut. "The main focus is on creating scary, dark and sick atmopspheres. To hail darkness, melancholy, depression", heißt es auf der Website und das trifft es sehr gut. Rhythmischer, schwerer Noise mit und ohne disharmonische Einschübe, gelegentliche Click- und Cut-Ästhetik, dumpf grollende Drones: Die finstere Gesamtatmosphäre speist sich aus vielen, vor allem metallischen Quellen. Hinzu kommen Publikumsbeschimpfung ("Ihr kurzhaarigen Idioten"), Breitwandnoise, Black Metal Gitarrenschnipsel und Gekrächze. Nur der letzte Titel der A-Seite "Radionoise" ist eher zurückhaltend mit seinem Geknister und den sparsam eingesetzten Drones.
Auf Seite zwei geht es lustig weiter mit synthetischem Dauerdröhn garniert mit Metalvocals. Irgendwann geht das Dröhnen im kompletten Chaos unter um dann im PowerNoise Auferstehung zu feiern. Es folgt wilder Industrielärm unter dem zart asiatische Melodien und Kehlkopfgesang hervorlugen, die jedoch dank komplett zerhackte Noises kein Harmonie-Gefühl aufkommen lassen. Nach einem albernen Fachhandel-Sample kracht es kurz vor der kompletten Übersteuerung, es pfeift und geht zum Abschluss noch mal richtiger hochfrequenten Lärm über. Rostiges Riesenrad bewegen sich mit "Eternal Ekel" immer am Rande der Aufnahmekapazität des Mediums Tape und kurz vor der Schmerzgrenze des Hörers. Nein, das ist kein Spaß und wahrscheinlich gerade deshalb so interessant, weil sich diese Musik in keiner Weise irgendwelchen Geschmacksdiktaten unterwirft oder Zielgruppen anbiedert. Hier reagiert jemand seinen Frust auf die Welt ab und man ist froh, dass er dieses Ventil gefunden hat und nicht mit der Pumpgun durch die Gegend läuft.

Titel:
A1. Mobinfected
A2. Crashkurs Werken
A3. Exterminator
A4. Huckevoll
A5. Hail Black Metal
A6. Radiodrone
B1. Oderwatt
B2. At The Gates Of Tolerance
B3. War In Paradise
B4. Manic Monday
B5. Fachhandel


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Rostiges Riesenrad - Kontrollverlust (Eigenproduktion)

Sehr lustiger Name: Rostiges Riesenrad. Wie mensch nur auf so etwas kommt. CD reingelegt und ab geht die Post. "111381" ist wirklich eine lustige Halbminuten-Nummer, die auch auf irgendeiner Comedy-CD sein könnte. Beim nachfolgenden "Partydestroyer" ist nur noch der Titel witzig. Danach geht es eigentlich ziemlich düster weiter. Ein klangliches Gesamtkonzept ist dabei nicht festzustellen. Zu unterschiedlich klingen die verschiedenen Stücke, die im Einzelnen zu beschreiben sicher wenig Sinn macht. Grob lässt sich alles in den Richtungen Industrial, Noise & Ambient einsortieren, ohne dass eines der Klischees hundertprozentig zutrifft. Mal ganz abgesehen von der Varianz bei der mit diesen Begrifflichkeiten assoziierten Inhalte…

Fast scheint es zwecklos, an dieser Stelle weiterzumachen, schließlich soll der geneigte Hörer ja selbst sein Sinnesorgan benutzen. Natürlich ließen sich die Elemente beschreiben, aus denen die Klangcollagen zusammengebastelt sind. Man könnte Vergleiche zu anderen Projekten ziehen und die verwendeten Sounds kritisieren. Die Frage ist nur, was das bringen sollte. Aus meiner Sicht besonders beeindruckend sind die ultradüsteren ambienten Stücke, die deutlich Kälte und Einsamkeit ausstrahlen und mit ihrer Langsamkeit den Hörer fast in den Wahnsinn treiben. Typisch für Rostiges Riesenrad ist auch ein ganz spezieller Sound der wirklich von einem solchen stammen könnte. Metallisches Breitband-Geschmirgel, echte, atmosphärische Drumsounds, entrückte Samples, elektronische Knochenmühle, wild verzerrte Stimmen, hypnotische Rhythmen… die Reihe ließe sich endlos fortsetzen. Hier ist ein "Koch" am Werk, der alle Zutaten kennt. Im Gegensatz zu manch anderem Kollegen gelingt es ihm jedoch, etwas Eigenständiges zu kreieren. RR sind nur grob einzusortieren, für ein abschließendes Urteil sind sie einfach zu vielfältig. Auch wenn das so klingt, als wenn mich das stört, genau das Gegenteil ist der Fall. Ich habe die Platte jetzt sicher schon 10 Mal gehört und es ist leider nicht allzu viel hängen geblieben. Sperrig ist die Platte und ein Stück weit seltsam, aber nie langweilig. Hier fährt offensichtlich jemand seinen ganz privaten Film und der ist hochinteressant, wenn auch mit allerhand mir unverständlichen Bildern gemacht.

Um bei dem Filmvergleich zu bleiben: Wer ins Kino geht, nur um sich unterhalten zu lassen und seine ganzen Klischees bestätigt zu bekommen, der wird sicher auch an dieser Musik keine Freude haben. Wer hingegen offen nur Neues, andere Blickwinkel und Hörgewohnheiten ist, der tut Recht daran, sein sauer verdientes Geld in Projekte wie Rostiges Riesenrad zu stecken.

Titel:
1. Anruf 111381 (0:33) 2. Partydestroyer (0:38) 3. Elitism (4:00) 4. Kellerträume (6:25) 5. Tundra (4:18) 6. K.O.R.T.S. (3:06) 7. Stahlgeburt (6:24) 8. Vorkonfirmationsgottesdienst (5:12) 9. Blindfeld (5:04) 10. Time To Choose (5:46) 11. Steckrübenwinter (8:30) 12. Sehnsucht und Erdengram (4:07) 13. ein kleines elektronisches Malör (4:47) 14. säuselnde Bastelschere (3:50)

PS: Der Tonträger kommt als CDR im DVD-Case.

 

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