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NONPOP - Download-Sampler
Für alle, die es noch
nicht wissen: Lichttaufe gibt es nicht mehr. Den frei gewordenen Platz
nimmt jetzt Nonpop ein. Grund genug, an dieser Stelle zum allerersten
Mal einen Download-Sampler zu bewerten. Den Link zum guten Stück
findet ihr hier.
Schon beim ersten Durchhören
fällt auf, dass es sich NONPOP zur Aufgabe gemacht hat, nicht nur
eine einzige Schiene zu bedienen. Die virtuelle Doppel-CD ist eine Schussfahrt
durch alle musikalischen Genres abseits der so genannten Hitparaden, vom
süßlichen Pop bis hin zum Noise-Gekreich. Dass die Qualität
dabei ebenfalls recht unterschiedlich ausfällt, ist nur zu verständlich.
Das gute an Download-Alben ist, dass man die Stücke, die nicht gefallen,
einfach löschen kann. So landeten bei mir die musikalischen Großtaten
von Angizia, Traumerleben und Kammer Sieben sofort in der Ablage P. Weder
bin ich ein Fan von opernhaftem Frauengesang vs. Metalgekreisch noch kann
ich neofolkloristisches Geschwülst ertragen. Etwas traurig war ich
über die missglückte Coverversion von Mushroom Patience; auch
diese Datei ging den Weg alles Irdischen.
Nach dem ersten Durchhören verblieben auf diese Weise noch 22 von
26 Titeln zur Begutachtung. Beginnen wir also mit CD 1. Beim Titel von
"Ich wollte ich könnte" stellt sich sofort das erste Déjà-vu
ein, schließlich verwendet die Band das Thema von "Es ist ein
Ros' entsprungen". Für Antlers Mulm gilt das Gesagte insofern,
als das der angenehme Ambient-Pop der Leipziger einen hohen Wiedererkennungswert
hat. Sunday Strains unveröffentlichtes Werk lässt einiges hoffen,
klingt aber noch etwas unvollständig oder eher nach Intro oder Überleitung
als nach einem Song. Eine sehr schöne Stimme hat auch Marissa Nadler,
in den hohen Lagen strengt ihre Gesangeskunst allerdings ein wenig an.
Ihr verträumtes Stück wird der Amerikanerin sicher trotzdem
neue Fans bescheren. Circe können mich dagegen nicht becircen. Die
Klavierballade krankt ein wenig an der etwas dünnen Stimme. Aber
Heavenly Voices waren noch nie mein Ding. Life's Decay lassen dann die
Truppen aufmarschieren. Der sehr martialische Rhythmus wird mit einer
entrückten Frauenstimme gekontert, eine sehr nette Idee. Was allerdings
der Trio-mäßige Beitrag von Dance Hospital soll, wird wohl
auf ewig das Geheimnis der Band bleiben. Miau, miau, miau. Ring bieten
im Anschluss ein ebenfalls etwas seltsames, ruhiges Gitarrenstück,
das sich nur schwer einsortieren lässt. Es schleppt sich ohne Höhepunkte
dahin, auch stimmlich begeistern mich die Norweger nicht sonderlich. Golgotha's
sehr schönes Folk-Stück macht dagegen schon Appetit auf das
nächste Album. Ganz reicht da Graumahd nicht heran, auch stören
mich die zum Teil gewaltsam auf die Melodie gepressten Verse. Ich kann
mir nicht helfen aber mir ist es lieber, wenn ich die Texte nicht verstehe.
CD 2 eröffnen Mercydesign mit einem Stück, das irgendwo zwischen
Pop, Ambient und Ritual changiert. Mit einem eingängigen Rhythmus
versehen, bleiben auch Platform IX aus Polen beim Hörer hängen,
warum sie allerdings ständig was von "Muschchine" also
"Männern" erzählen, ist nicht ganz klar. Das Snog-Stück
"Bourgeois" nervt dann schnell mit der Möchtegern-Evil-Stimme.
Weg damit. Der "Edison Elephant" von Thomas Nöla und seinen
Dustmuffins zeigt sich dagegen aufgrund eines ausdauernden Loops als wesentlich
eingängiger. Ein richtiger Song zum Mitsingen ist dabei jedoch nicht
entstanden und so entschwindet das Werk gleich nach dem Hören wieder
aus dem Hirn. Ganz im Gegensatz zum fesselnden Stück von AIT!, das
irgendwo zwischen Schlager und ritueller Beschwörung anzusiedeln
ist. Die nachfolgenden Dustmuffins (schon wieder, diesmal aus Kanada und
mit Aluminiumkanne) klingen gefährlich nach The Cars - so was braucht
heute eigentlich niemand mehr. Auch der Anfang von Schwadrons "Satan
At My Back" lässt schlimmstes vermuten - evilEBM, dessen Haltwertszeit
schon längst abgelaufen ist. Ganz so schlimm ist das Ganze dann doch
nicht, der monotone Rhythmus ist den Testosteron-Stampfern sicher zu "lasch".
Zu meinem Favoriten werde ich das Stück jedoch nicht küren.
Sudden Infant liefern dann genau das ab, was man von ihnen erwarten konnte:
eine Tour de Force des Sounds, die mit Melodie und Rhythmus wenig am Hut
hat. Freunde des experimentellen Klanges werden sich freuen, der Rest
nur den Kopf schütteln. Ich finde das Ganze etwas zu wirr und abstrakt.
Nueva Germania mit ihrem noisigen Ambient sagen mir da wesentlich mehr
zu. Wertham legen krachtechnisch noch einen Zacken zu. Es kratzt ganz
ordentlich und irgendjemand verkündet auf Italienisch seine Botschaft.
Viel mehr passiert nicht. Poochlatz aus Israel schlagen in eine ähnliche
Kerbe. Auf einem wenig veränderlichen Geräuschteppich wälzt
sich eine verzerrte Stimme in ihren Qualen. Die Power Noise-Fans wird's
freuen. Skadi bringen uns mit ihrem träumerischen "Book Of Wisdom"
zum Schluss wieder in leichter zugängliche musikalische Gefilde.
Vor einem ambienten Hintergrund entfaltet sich das Stück mit rituellen
Drums.
Zusammenfassend ist zu vermerken, dass der Sampler interessierten Hörer
die Möglichkeit eröffnet, zahlreiche Projekte kennen zu lernen,
womit die wichtigste Aufgabe einer solchen Zusammenstellung erfüllt
ist. Dass das Material dabei noch zum großen Teil von ansprechender
Qualität ist, macht die Sache rund.
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