Supper ++++ Storm ++++ VIVMMI +++ Aalfang mit Pferdekopf-Releases

Mirko Uhlig - Supper (CD, Afe Records)

Mit "Supper" liegt ein neues Werk vom ehemaligen Aalfänger Mirko Uhlig vor, diesmal erschienen beim italienischen Label Afe Records. Auf dem Tonträger finden sich ganze sechs Titel, von denen der kürzeste knapp eine, der längste über 22 Minuten Spieldauer aufweist. Ernsthaft betrachtet, bedarf es zum Genuss dieser CD keinerlei Einteilung in Tracks, vermutlich ist diese jedoch durch den künstlerischen Herstellungsprozess bedingt.

Genug des Vorgeplänkels; kommen wir aber zur Musik. Die ist, typisch Uhlig, ziemlich verhalten. Sehr fragile Drones, die auf verschiedenen Tonhöhen nebeneinander herlaufen und mit eingespielten Geräuschen - Uhlig arbeitet viel mit Field Recordings - eine sehr ruhige aber trotzdem lebendige Einheit eingehen. Lange Zeit habe ich überlegt, ob das Werk eher düster oder sonnig ist; mittlerweile bin ich zum Schluss gekommen: keins von beiden. Die Sounds auf "Supper" schwingen - einmal bildlich gesprochen - auf der Ebene der Pflanzen. Blumen und Bäume vertragen keine Hektik, sie entwickeln sich langsam aber kontinuierlich. Wem das jetzt zu blöd klingt, der lese unbedingt einmal Carlos Castaneda's Don Juan-Bücher. Dort wird unter anderem über das innere Leben von Steinen philosophiert - sicher ein spannendes Thema für eine nächste Platte von Uhlig.
Erst mit dem letzten Stück "Old Clouds" taucht der Musiker auf der Welt des langsamen Wandels wieder auf. Die gesampelten Schafe lassen an eine Sommerwiese denken, die Gitarrenklänge vermitteln fast ein romantisches Gefühl. Vielleicht ist "Supper" die akustische Umsetzung des Traums eines Hirten, der nach Stunden des erschöpften Schlafes unter einem uralten Baum erwacht. Wer weiß? Die wie immer seltsamen Titel der einzelnen Stücke unterstützen diese These nicht, dafür aber die vom Künstler in Eigenregie sehr geschmackvoll gestaltete CD-Verpackung.
Wie auch immer man Mirko Uhligs neuestes Werk auch beschreiben will, ob als "contemporary drone based minimal and ambient", wie es der Musiker selbst tut oder als "zeitgenössische Experimentalmusik", wie es in der Wikipedia steht - anhören sollte man "Supper" auf jeden Fall. Einzige Kontraindikation: ADS.

Titel:
1. The Rider That Divides My Factory
2. My Child Goes To The Surf (1st)
3. My Child Goes To The Surf (2nd)
4. Black Egg Tangram (Beginning)
5. Black Egg Tangram (Ending)
6. Old Clouds


zurück        nach oben

 

Mirko Uhlig - Storm: Outside Calm Tamed (CD-R, Aalfang)


Dieses Werk von Mirko Uhlig (Aalfang mit Pferdekopf) ist laut Aussagen des Künstlers das Bindeglied zwischen dem Album "VIVMMI" und einem - wie es scheint - noch nicht erschienenen Nachfolger. Die CD-R enthält ein 33 Minuten langes Stück, das erst recht sanft beginnt und dann zur Herabregelung des Lautstärkeknopfes zwingt, weil es für Uhlig unerwartet kratzig und verzerrt zur Sache geht. Im Promotext ist das folgendermaßen formuliert: Während bei VIVMMI der "Fokus auf kaum wahrnehmbaren Melodiefragmenten und zurückhaltenden Drones … lag, so hält ‚Storm… ' was der Titel verspricht: ein lauter Orkan aus Tinitusgelächter und Geräuschfetzen - mit dem Hörer im Zentrum."
Wie gesagt, das Ganze ist für Uhlig, der sonst immer sehr zurückhaltend zu Werke geht, eher ungewöhnlich. Vom Sound her erinnert "Storm" ein wenig an den übersteuerten Background vieler Power Noise-Combos, kombiniert mit wenig veränderlichen Keyboardmelodien und einem dröhnenden Drone. Lässt man sich in diesem Geräusch-Sturm treiben, stellt sich sogar eine gewisse meditative Stimmung ein.
Dann gibt es heftigen Break: Der Orkan ist vorbeigezogen. Statt eines Breitwandnoises modulieren einzelne, in eine raue Klangschale gepackte Töne vor sich dahin. Dann schält sich ein Klavier aus dem letzten Aufbäumen des Sturms hervor, um letztendlich allein auf weiter Flur zurückzubleiben.


Fazit: Insgesamt ein sehr schönes Stück mit einer gewissen "Hemmschwelle".
Titel:


1. Storm: Outside Calm Tamed


zurück        nach oben

 

Mirko Uhlig - VIVMMI (CD, Ex Ovo)

Nein, die Anlage ist nicht kaputt und die CD läuft auch schon. Die Vögelchen, die da zwitschern, sitzen nicht im Garten, sondern zwischen den digitalen Daten versteckt. Erst bei Lautstärken bei denen mir sonst das Innenohr klingelt, ist am Anfang dieser CD überhaupt etwas wahrzunehmen und auch das restliche Material auf dem Tonträger ist sehr leise. Mirko Uhlig ist zurück. Diesmal nicht mit seinem Projekt "Aalfang mit Pferdekopf", sondern unter seinem bürgerlichen Namen. Die Fans seien jedoch entwarnt, wesentlich anders oder auch nur weniger verschroben geht es hier nicht zu.
Die meiste Zeit drone-t es in aller Ruhe vor sich hin und es bleibt sehr ruhig. Gitarrensounds, Tropfen, Windgeräusche, eine knarrende Tür, Radiofetzen, alles sehr zurückgenommen ohne große Höhepunkte. Nur ganz selten zieht die Lautstärke an und es wird etwas schrill. Richtig beschreiben lässt sich das Ganze nicht, die Titel sagen eigentlich schon aus, welche Stimmung hier erzeugt wird. Irgendwie muss ich die meiste Zeit an die mystischen Wesen im Wald denken, für die diese Musik gemacht scheint. "Menschlich" betrachtet ist "VIVMMI" ein Album zum Relaxen, besonders geeignet als "Therapie" für alle, die sich nie die Zeit nehmen selbst an die frische Luft zu gehen und der Natur zu lauschen. Unaufgeregte und zeitlose Ambient-Musik.
Anzumerken ist noch, dass die 65 Erstbesteller dieser CD ein handgemaltes und somit individuelles Cover erhalten. Na dann mal los!

Titel:
1. VIVMMI
A. 19:25, Open The Doors for May And Lay Your Fruits Upon The Table
B. B.I.A.G.O.S.
C. From The Windowsill Into The Sky
D. From The Sky Into The Stars
E. At Night And The Birds Are Singing

 

zurück        nach oben