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Land
- 1988-1997 (CD, Divine Comedy)
Bisher war
mir das französische Projekt "Land" (eigentlich mit einem Kringel im L
geschrieben) unbekannt. Kein Wunder allerdings, wenn man das Medium Tape
zur Verbreitung seines Schaffens wählt. Mit der vorliegenden CD, einer
Kompilation von zwölf Tracks aus zehn Jahren lässt sich dieser Missstand
jedoch recht schnell beheben. Ein Blick ins ansprechend gestaltete Booklet
verrät, dass das Jahr 1991 ein besonders Fruchtbares für die Franzosen
gewesen sein muss, stammen doch allein drei der sieben zitierten Veröffentlichungen
mit insgesamt sieben Titeln aus dieser Zeit. Musikalisch allerdings sind
nicht alle Tracks dieser Schaffensperiode Highlights. Beginnen wir aber
mit dem Anfang und den bilden vier instrumentale Stücke. Allen gemeinsam
ist die rohe und mystische Atmosphäre, die z.T. ins Neoklassische, zum
Teil ins Rituelle kippt. Sehr angenehm und meditativ, fast schon bedauere
ich, die Band bisher verpasst zu haben. Bei Titel 5 (von 1991) erfolgt
urplötzlich der Umschwung zu einem melancholischen Elektropop mit weiblichem
und männlichem Gesang. Zum ursprünglichen Klangfundus gesellt sich ein
leicht nervender Synthesizer, die Taktfrequenz wird erhöht. Kitschig ist
das richtige Adjektiv für den Gesamteindruck der Musik. Im übernächsten
Stück (von der dritten 1991-Veröffentlichung) wird dann ein Gregorianer-Mönch
über einen monoton dahinschwebenden Klangteppich getrieben, für Bluthochdruck
sorgt das nicht gerade. Nahtlos an diese kontemplative Phase schließt
sich leicht mystischer Pop mit Frauenstimme an, dessen musikalisches Fundament
mit synthetischem Akkordeon und ebensolchen Klarinetten von Claire Obscures
"Antigone" entliehen zu sein scheint. Nicht unbedingt schlecht aber gewöhnungsbedürftig
und immer noch recht kitschig. Das Gleiche gilt für den im nächsten Stück
reanimierten Klosterbruderbeitrag, die Aaah- und Ooh-Chöre über Glockengeläut
und Marschrhythmus.
Der Sprung ins Jahr 1995 lässt Land aus einem komplexeren Soundkosmos
auftauchen, die Kritik bleibt jedoch die Gleiche. An die genial-reduzierten
Stücke aus ihren Anfangstagen können die Franzosen nicht mehr anknüpfen.
Schade, dass sie versuchen, wenn auch anspruchsvollen, so doch Pop zu
machen. Von diesem Weg weichen sie bei den beiden letzten, bisher unveröffentlichten
Stücken aus dem Jahre 1997 endlich wieder ab, zurück zu ihren Wurzeln
finden Land jedoch nicht. Zu synthetisch und damit beliebig wirken ihre
Klangskulpturen, die Intensität von manchen Cold Meat-Acts oder den Landsleuten
von Les Jouyaux de la Princesse erreichen sie nicht. Manchmal erinnert
das Ganze an The Soil Bleeds Blacks unglückseligen Versuch mittelalterliche
Sounds aus dem Rechner zu zaubern.
Die Retrospektive
von Land hinterlässt sehr zwiespältige Gefühle. Während die ersten vier
Stücke durchaus mit Ain Soph (1), Raison D'Etre (2) oder Endura (4) mithalten
können, weiß der Rest des Albums nicht zu überzeugen. Bleibt abzuwarten,
was Land in den Jahren seit 1997 auf die Beine gestellt haben. Vielleicht
überraschen sie uns bald mit neuen Werken voller Tiefgang. Das Potential
haben sie auf jeden Fall.
Titel:
1. The dance of the legless-cripple 2. A kingdom is falling 3. Labyrith
(part II) 4. Labyrith (part IV) 5. Brain 6. On the mountain peaks 7. Pierres
de Brume 8. Parmi ses Habitants 9. Le Parvis 10. Shreds 11. Die andere
Hälfte des Himmels 12. Distances Satureés
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