WAT - Anthems

Laibach - Anthems (2-CD in aufwändigem Booklet, Mute) Zu Laibach muss man nun wirklich nichts mehr sagen. Wer die Slowenen noch nimmer nicht kennt, hört entweder Schlagermusik, Klassik oder verbringt den Großteil seiner Zeit bei Arabella, Vera & Co. Für die wenigen hoffnungslosen Fälle wollen wir hier nicht noch einmal den Werdegang der seit 1980 aktiven Band verfolgen. Mit "Anthems" liegt nun nach 25 Jahren das erste "Best of"-Album des Klangkollektivs vor. Zwar wird die Plattenfirma das bestreiten und darauf hinweisen, dass es sich bei der vorliegenden Doppel-CD nur um eine Sammlung der hymnischsten Songs Laibachs handelt, am Ende stellt sich jedoch die Frage, welche Stücke der Martial-Popper dieser Anforderung nicht genügen. Spätestens seit der 1987er Veröffentlichung "Opus Die" ist dieses hymnenhafte doch genau das charakteristische Element in Laibachs Musik.
Sei's drum, "Anthems" ist eine sehr schöne Werkschau geworden. Zuerst einmal bekommt der Tanzwillige alle Hits der slowenischen Kampfkapelle auf einer CD geboten. Aus voller Brust können so "Leben heißt Leben", "The Final Countdown" oder "God Is God" in den Raum geschmettert werden. Das macht die Bronchien frei und sieht vor allem auch total männlich aus. Scherz beiseite! Auch hier muss niemand mehr darüber aufgeklärt werden, wie Laibach klingen. Positiv zu bewerten ist der Fakt, dass es mit "Drzava" und "Brat Moj" zwei Stücke des Erstlingswerkes "Laibach" auf den Tonträger geschafft haben. Über die Drafi Deutscher-Coverversion "Mama Leone" schweigt der Rezensent sich lieber aus.
CD 2 enthält dann einige Titel von CD 1 sowie weitere Stücke in Remixform (darunter das dort fehlende Pflichtteil "Jesus Christ Superstar"). Wie nicht anders zu erwarten wird hier massiv auf Tanzbarkeit getrimmt. Es wummern die Bässe, was das Zeug hält und ließe man den Gesang weg, dann könnte ein Großteil der Remixe problemlos auf den Technofloors der Nation zum Einsatz kommen. Dann wär's allerdings auch nicht mehr Laibach. Während der erste Teil der Berarbeitungen bis auf den "Final Countdown" von Juno Reaktor eher langweilt sind die letzten Stücke der CD (ab der trancige "Jesus Christ Superstar"-Version von Random Logic) durchweg ansprechend.
Der eigentliche Kaufgrund für diese Veröffentlichung ist eindeutig die Verpackung und das "Beiwerk" zur Musik. Die Doppel-CD kommt in einem kleinen Buch daher, das "optisch ansprechend" zu nennen, eine glatte Untertreibung ist. Auf 44 Seiten erzählen Laibach "Unsere Geschichte", die Werdegang und Motivation der Gruppe beleuchtet, zeigen seltene Fotos, wunderbare Beispiele eigenen Artworks und liefern die wichtigsten Informationen zu den Titeln. Allein die hier wiedergegebenen Kunstwerke sind schon das Geld wert, wenn auch leider zu klein, um sie an die Wand der heimischen Stube zu hängen. "Anthems" beweist: die Slowenen machen ganz großes propagandistisches Theater, in Punkto Ästhetik und Polemik sind sie kaum zu schlagen. Musikalisch kann man da geteilter Meinung sein. Wer mehr über das Kunstprojekt Laibach wissen will, der kommt an dieser Veröffentlichung nicht vorbei.

Titel CD1:
1. Das Spiel Ist Aus 2. Tanz Mit Laibach 3. Final Countdown 4. Alle Gegen Alle 5. Wirtschaft Ist Tot 6. God Is God 7. In The Army Now 8. Get Back 9. Sympathy For The Devil 10. Leben Heisst Leben 11. Geburt Einer Nation 12. Opus Dei 13. Die Liebe 14. Panorama 15. Drzava 16. Brat Moj 17. Mama Leone

Titel CD2:
1. Das Spiel Ist Aus - Ouroborots Mix 2. Liewerk - 3. Oktober Kraftbach Mix 3. Wir Tanzen Ado Hinkel - Zeta Reticula Mix 4. Final Countdown - Beyond The Infinite Juno Reactor Mix 5. God Is God - Optical Mix 6. War - Ultraviolence Meets Hitman Mix 7. God Is God - Diabolig Mix 8. Final Countdown - Mark Stent Alternate Mix 9. Wirtschaft Ist Tot - Late Night Mix 10. Jesus Christ Superstar - Random Logic Mix 11. Wirtschaft - R. Hawtin Hardcore Noise Mix 12. Brat Moj - Random Logic Mix 13. Smrt Za Smrt - Octex Mix 14. Wat - Iturk Mix


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Laibach - WAT (Mute)

Der Anfang dieser CD ist viel versprechend. Mit dunkler Stimme monologisiert der Laibach-Frontmann über den Untergang der Menschheit, dann wiehern elektronische Pferde, die sich in zappelnde Rhythmen verwandeln und von den so typischen Chören niedergesungen werden. Das ist LAIBACH-Ästhetik vom feinsten, übergroß, zweidimensional, voller Pathos. Alles beim Alten sozusagen. Kaum hat man sich mit diesem Zustand abgefunden, donnern harte Elektrobässe erbarmungslos auf den Hörer ein - ist das nicht doch die neue DAF-Platte? Ein Blick ins Booklet bestätigt die Vermutung: Hier wird den deutschen Sequencer-Rhythmus-Königen gehuldigt, jedoch wesentlich einfallsreicher als diese sich selbst reanimierten. "Tanz mit Laibach" heißt das zur Single erkorene Stück und getanzt wird unter anderem mit Adolf Hinkel. Nachtjall ick hör Dir trapsen! Der Text ist, wie nicht anders zu erwarten, voller Provokation. Auch wenn ihre Shows in letzter Zeit immer die gleichen waren, eine Art Potpourri ihrer "Größten Hits", beweisen die Slowenen, dass sie längst noch nicht zum alten Eisen gehören.
Zugegebenermaßen fand ich "WAT" am Anfang ziemlich doof, weil sehr simpel gestrickt. Beim mehrmaligen Durchhören entwickelte sich doch zunehmend eine Affinität zu den klar strukturierten technoiden Songs. Wirklich neu ist das alles nicht, aber LAIBACH sind Meister in dem, was sie tun. Während bereits erwähnte DAF sich nicht wirklich weiterentwickelt zu haben scheinen, integrieren die Slowenen neuere Sounds in ihre eigene Musik. Insgesamt wirken die Stücke auf "WAT" nicht mehr wie das Werk einer Band, sondern wie die typischen Ein-Personen-Projekte. Anders ist die Reißbrett-Atmosphäre kaum zu erklären. Da klingt nichts mehr organisch, etwa kreischende Gitarren oder echte Trommeln, hier wird alles im Rechner geschaffen. Trotzdem bleibt das Produkt LAIBACH, vor allem durch des Sängers unverwechselbare Stimme. Es wird sich nichts ändern. Die einen werden sie lieben, die anderen hassen. LAIBACH sind wieder da. Und wir werden mit ihnen tanzen.

Titel:
1. B Mashina 2. Tanz mit Laibach 3. Du bist unser 4. Achtung! 5. Ende 6. Now you will pay 7. Hell: Symmetry 8. Das Spiel ist aus 9. Satanic versus 10. The great divide 11. Wat 12. Anti-Semitism


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