Nueva Germania + DDR

Josef N / Nueva Germania - Split (CD, S.P.K.R.)

"Mensch, welchen Wert hat Dein Leben? Sage mir, wozu Du lebst. Warne mich, wenn es so weit ist. Ziehe das schönste Kleid an. Bring Dein Haar zum leuchten. Laß, dass Deine Augen all das Schöne, was sie gesehen haben, all das Wahre, all das, was nicht existiert wegtragen. Gehe nicht dort hin, wo es kalt ist. Laß mich nicht allein hier. Sage mir nicht, dass Du so weit weg gehen wirst. Eine Schreibmaschine, Angst, ein Telephon, das Autorennen, das zu Augen gestiegene Blut, der Wind, die Wut, die Zeit, das Wasser, der Tod. Zur Erinnerung an einen Menschen."

Mit diesen grammatikalisch nicht ganz einwandfreien Zeilen erschöpfen sich die Informationen auf dieser CD. Zu lesen ist nur noch "Von Josef N und Klaus Jochmann geschriebenes, produziertes und gespieltes Werk" Klaus Jochmann ist der Musiker hinter Nueva Germania, weshalb sich auch der Name des Projektes auf dem Cover befindet. Das Artwork besteht aus einer Pappkarte mit mehreren Inlays - seltsamen Bildern, die Alles aber auch Nichts bedeuten können: ein verwaschenes Bild eines Männerkopfes, bei dem man fast schon zwangsläufig einen Kriegsverbrecher assoziiert, eine Puppe im Kleid, eine Frauenstatue vom Friedhof, ein Grabkreuz vor dem Hintergrund eines wolkigen Himmels…

Erklärungen gibt es wie immer keine, also bleibt dem Hörer nichts weiter übrig, als sich in den Sound fallen zu lassen und sich eigene Gedanken zu machen. Dass das Werk mit dem Tod zu tun hat, wie das Zitat und die düsteren Bilder nahe legen, lässt sich noch leicht nachvollziehen, doch in welcher Form sich die Künstler dem Thema nähern, das wird Jeder sicher anders auffassen.

Das knapp eine dreiviertel Stunde lange Stück teilt sich in drei voneinander trennbare, etwa gleich lange Teile. Im ersten passiert nicht allzu viel - ein untergründiger leicht an Glockenklang erinnernder Drone, dazu Rewind- und andere Spuk-Geräusche. Dann läuft schlagartig eine große Maschine an, begleitet vom Klang des Gläserrückens, der später vom Hall der Maschinenhalle verdrängt wird. Später ist das Vorbeistreichen des Windes zu vernehmen. Die Maschine stoppt und eine andere läuft an - begleitet vom entfernten Klang klassischer Musik. Die Veränderungen im Sound sind stets gering, kaum wahrnehmbar. Dann werden immer wieder Melodiefragmente in den starren Maschinenrhythmus eingestreut. Der dritte Teil beginnt ebenso schlagartig wie der zweite, nur dass man jetzt auf einer weiten Anhöhe steht und über das Land blickt. Dazu gibt es eine Melodie zu hören, die entfernt an der Virgin Prunes "Sweet Home Under White Clouds" erinnert oder auch etwas an mongolische Hirtenmusik. Ein sehr versöhnlicher Abschluss für eine ansonsten eher "anstrengende" Platte.

 


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