IGOG - All Sacrea (CD)

Die Liturgischen Gesänge der russisch orthodoxen Kirche dürften die meisten hierzulande schon einmal gehört haben. Deren mystischer Kraft kann man sich - ebenso wie den Gregorianischen Gesängen - nur schwer entziehen. Die vorliegende CD des Noises Of Russia-Nebenprojektes IGOG bedient sich dieser Kraft, indem es die sakrale Musik mit Verfremdungselementen, hauptsächlich Rauschen und Verzerrungen unterlegt bzw. bearbeitet. Das Ganze hat etwas von einer gestörten Übertragung eines Gottesdienstes. Mit fortschreitender Dauer werden die "industriellen Einwürfe" zunehmend gestörter und lärmiger, so dass die religiöse Zutat fast vollständig verschwindet. Jetzt scheint man sich in einer der infernalisch lauten Arbeitshallen des 19. Jahrhunderts aufzuhalten. Doch auch diese Klangkulisse verschwindet hinter einem penetranten Maschinendröhnen aus dem Frauenstimmen auftauchen um wieder zu verschwinden…

Das Klangbild von "All Sacrea" verändert sich schleichend doch kontinuierlich, wie bei einer langsamen Fahrt über See oder mit der Eisenbahn. So wie die eine Landschaft vorüberzieht und kaum merklich in eine andere übergeht. Sehr schnellen Menschen kann die 50-minütige Reise zu einer Tortour werden. Wem der verzerrte Sound, das Zusammenfügen von zutiefst harmonischen Gesängen und zum teil schmerzhaften industriellen Klängen zu anstrengend ist, der wird keine Freude an "All Sacrea" haben. Spätestens beim wüsten Soundgebräu aus Stimmen, kreischendem Metall und Noisegeschmirgel zur Halbzeit der Platte werden Ungeübte das Handtuch werfen.
Am Ende kehrt "All Sacrea" zum Ausgangspunkt zurück. Das hinterlässt das Gefühl, die ganze Zeit nichts weiter als vernoiste Choräle gehört zu haben. Sehr seltsame Sache…

Titel:
All Sacrea


zurück        nach oben