Fir$t Law - Beyond IO (12'' + CD, LOKI)

Was soll ich nur von dieser Veröffentlichung halten? Ich weiß es nicht. Zum Artwork etc. ist nicht allzu viel zu sagen außer "sehr schön". LOKI halt. Zur optisch dominanten 12''-Vinylscheibe gibt es eine CD, eingesteckt in das Plattencover. Naturgemäß ist auf dem digitalen Tonträger mehr Platz, weshalb wir mit der kleinen Silberscheibe beginnen wollen. Eine Warnung gleich vorweg: Wer wie ich hier elektronische Musik vom Feinsten, also eine typische Fir§t Law-Veröffentlichung erwartet, der erlebt sein kunterbuntes Hippiewunder. Die "Beyond IO"-CD bietet nämlich sieben überlange Gitarren- und Sitharschwurbel-Stücke, die relativ entspannt, fast könnte man uninspiriert sagen, dahinplätschern. Vielleicht würde mir das Ganze ja sogar gefallen, hätte ich nicht schon die eine oder andere Platte des Genres gehört. Im Vergleich z.B. zu Sand (wiederveröffentlicht von Current 93-Mastermind David Tibet) nehmen sich Fir§t Law wie Oliver Shantys Brüder im Geiste aus. Nicht, dass die CD keine guten Momente hat. Wenn z.B. in Titel 3 Sprachsamples einfließen, kann das Werk kurzzeitig begeistern. Die meiste Zeit regiert jedoch die grüne Langeweile. Sorry, aber hier ist einfach keine Spannung drin. Zum Glück gibt es die etwas innovativeren Übergänge zwischen den Stücken. Ansonsten ist das in erster Linie akustischer Kaugummi, der spätestens nach zwei Tracks fade wird. Vielleicht muss man sich ja die Birne zukiffen, um diese Platte goutieren zu können, aber ich glaube, dass auch das bei mir nicht helfen wird. Dieser Ausflug ins Krautrockige fand sein Ende schon im ersten Coffee-Shop.
Auf der 12'' haben sich Fir$t Law zum Glück ihre nervigen 70ies-Gitarren gespart. Die mit "Encore 1" betitelte A-Seite bringt ein hypnotisches Instrumentalstück mit gelegentlichen Einsprengseln von Stimmsamples. Basis des Ganzen ist ein einfacher aber eingängiger Bassakkord. Der Titel der B-Seite "Encore 2" treibt mir dann erstmal kalte Schauer über den Rücken, denn der Text der hier zitiert wird, ist mir bekannt aber aus einer ganz anderen musikalischen Ecke. Und zwar vom Album "Dream Home Heartache" von Gitane Demone und Rozz Williams, dessen Lyrics ich hier wieder erkenne (vielleicht ist der aber auch schon eine Coverversion - ich weiß es nicht). Die musikalische Begleitung ist sehr sparsam und besteht fast ausschließlich aus schwebenden Synthieflächen und einem metallischen und zeitweise aus einem geloopten Rhythmus. Gegen Ende erweitert sich das Klangspektrum noch einmal auf Cinemascope-Breite, bevor Fir$t Law akustisch im Universum untertauchen.

Betrachtet man die CD bloß als Zugabe zum Vinyl geht "Beyond IO" in Ordnung. Nur der Preis spricht gegen diese Herangehensweise. Und auch die Soundqualität des Vinyls ist alles andere als herausragend. Das Material der 12'' stammt wohl aus der Sparabteilung. Dafür spricht, dass ich schon nach einer Woche freien Stehens ohne Sonneneinstrahlung eine Beule in meiner Platte hatte. Zwei andere Vinyls, darunter eine DDR-Scheibe, trugen unter den exakt gleichen Bedingungen keinen Schaden davon.

Titel 12'':
A: Encore 1 B: Encore 2

Titel CD:
1. Earthbound 2. Nemesis 3. Human Beans 4. Creating Worlds 5. A New Horizon 6. Sleepless 7. Beyond IO


zurück        nach oben