Antracot - Galvanism (3''-CDR, Tosom)
Seit langer Zeit landet mal wieder ein Antracot-Tonträger auf meinem Tisch. Das Projekt steht für eine Noise-Musik, die zu hören, stets alles andere als ein "Genuss" ist. Um den Sounds etwas abzugewinnen, muss man sich immer intensiv darauf einlassen und man muss einiges an Durchhaltevermögen investieren. Hat man sich dazu aufgerafft, erwartet Einen ein akustischer Horrorfilm zu dem man wahlweise die Zerstückelung menschlicher Körper oder eine riesige Maschinenhalle in vollem Betrieb assoziieren kann. Wer sich mit dieser brutalen Atmosphäre im Einklang befindet, wird seine wahre Freude an den wilden Kompositionen Antracots haben. Momentan habe ich jedoch keinen Nerv für diese Musik, da in meiner Nachbarschaft die Komplettsanierung eines Hauses stattfindet. Dass ist mir momentan Krach genug.
PS. Sehr schönes Gesamtkonzept, stimmig umgesetzt, feines Artwork.
Titel:
1. Galvanism
Bild:
Steinklang Records
Antracot - Electronic Outburst (Apocalyptic Radio)
Die Verpackung macht diese CD zu
einem echten Sammlerstück. Zwar ist es nicht das erste Mal, dass Apocalyptic
Radio solch ein Meisterwerk der kreativen Metallbearbeitung abliefert (s.
Moral Fraktal) aber das mindert den Wert des Stückes kein bisschen. Das
ist noch Industrial Culture wie sie sein sollte.
Die Musik wird da fast zur Nebensache und in diesem Fall muss ich leider gestehen,
dass es wirklich so ist. Ich finde trotz wiederholtem Hören keinen Zugang
zu diesem Werk. Im Groben und Ganzen lässt sich das über das Erstlingswerk
gesagte wiederholen, doch scheint mir "Electronic Outburst" noch
ein wenig sperriger zu sein. Irgendwie bleibt das Ohr an nichts hängen
und auf Dauer wirkt stellt sich eher ein Gefühl der Überforderung
ein, denn so ganz ohne gefällige Anhaltspunkte wird der Konsum ziemlich
zur Tortur. Vielleicht versuche ich es in einer Zeit erneut und mit mehr Erfolg…
Titel:
1. Mystery
2. Balanced / Unbalenced
3. Droning Heaven
4. Whiplash
5. Silent Noise
6. Britische Teerkolonne
7. The End
Antracot - Atlantropa (CD, Atlantropa Musikwerk Nr. 1)
Mit "Atlantropa" liegt das erste
Vollzeit-Album des Noise-Projektes ANTRACOT vor. Wie auch schon beim Split
mit Flutwacht, rauscht und zirpt, scherbelt und wummert es hier kräftig. Dabei
bedienen ANTRACOT weder die Die Hard-Noise-Fraktion - denn sie sind immer
noch sehr strukturiert, noch die Techno-Industrial-Freaks, da der stets präsente,
meist monotone Brummschleifen-Rhythmus eher hintergründig wirkt. Mittels der
genannten und einiger weiterer Zutaten wie Samples entsteht ein sehr dicht
gewebter Klangteppich, der sich in allen Details nur dem kopfhörerbewährten
Ohr erschließt. Mit einiger Berechtigung lässt sich hier der Begriff Ambient
Noise anwenden, da die mit krachigen Klängen erzeugten Strukturen über weite
Distanzen nur minimalen Veränderungen unterworfen sind.
Zugegebenermaßen kann der fortgesetzte Antracot-Genuss verursacht durch die
gewöhnungsbedürftige Auslotung wenig verwendeter Frequenzbereiche zu einigen
neuronalen Querschlägern führen und manchen auch überfordern. In der richtigen
Stimmung konsumiert, macht die Reise durch das reichlich wirre Klanguniversum
trotz mancher Anstrengung Spaß. Viel Material für die Tanzflächen der Industrial-Nation
enthält "Atlantropa" nicht, obwohl gerade in dieser Bevölkerungsgruppe das
Vermögen auch nach den verrücktesten Melodeien dem Körper rhythmische Zuckungen
abzuringen, weit verbreitet ist. Letztendlich ist jedoch nicht anzunehmen,
dass der Künstler allzu viel Wert auf Tanzflächenkompatibilität legt, denn
dafür ist sein Werk zu komplex. Das unterstreicht auch der thematische rote
Faden, der sich dem Leben und Wirken des deutschen Ingenieurs Herman Sörgel
und seiner Vision von "Atlantropa" widmet.
Titel:
1. Baubeginn 2. Dammbau 3. Sprengalarm 4. Felsdurchbruch 5. Abraum 6. Dampframme
7. Generator 8. Stahlbearbeitung 9. Unwetterwarnung 10. Schäumende See 11.
Arbeitsunfall 12. Trockenlegung 13. Neuland 14. Soergels Tod )
