|
Abstract
Q - Stains And Scribbles (CD, Bake Records)
"Ich back Dir das mal",
sagen die bösen, bösen CD-Kopierer und Copyright-Verletzer, wenn sie
den armen Rockstars und dem kurz vorm Zusammenbruch stehenden
Musicbizzzzzzzzzzzzz mal wieder die Tantiemen vorenthalten. Konsequent
also, sein CD-R-Label Bake Records zu nennen. Wer braucht schon den
ganzen Rattenschwanz, wenn er zuhause einen Rechner hat. Diesen
Eindruck vermittelt zumindest die CD "Stains And Scribbles" von
Abstract Q und das ist nicht negativ gemeint. Eigentlich nicht blöd,
die Idee. Mit Staalplaat konnte zudem ein bekanntes Label für den
Vertrieb gewonnen werden, was kann also schief gehen?
Analog zu Artwork und Vervielfältigung ist auch beim Komponieren der
Rechner Hauptarbeitsmittel, zumindest, was Abstract Q aka Valerio Zucca
Paul betrifft. Basis aller Tracks auf "Stains And Scribbles" ist ein
meist etwas übersteuerter Midtempo-Computerbeat, so dass sich die
Schublade Ambient Techno zur Einordnung anbietet. Darüber gebaut wurde
ein vielschichtiges Gebilde aus Harmonien, schwebenden Sounds, weiterem
Schlagwerk und Noise-Sprengseln. Die Stimmung der Stücke variiert von
chilig bis tanzbar. So erinnert Track 1 "Inner View" eher an
eso-ätherisch Kaufhausmusik. Überlagert werden die "Stimmen des Windes"
jedoch durch an elektrische Entladungen gemahnende Störgeräusche, so
dass sich der Rossmann-Kunde eher (negativ) erregen würde. Track 5
"Emulsion" weist wieder in eine völlig andere Richtung. Hier dominieren
hallige Beats und flächige Noises. Sehr auf den Rhythmus reduziert,
präsentiert sich "Brain Activity Amplifier" um am Ende dann doch wieder
ins Breitwand-Kino abzudriften. Kunterbunt und schräg geht es bei
"Polymorph" zu, das stramm in Richtung Drum'n'Base marschiert.
Um es kurz zu machen: Abstract Q liefern abwechslungsreiche
elektronische Unterhaltungsmusik, die man sowohl nebenbei als auch
konzentriert hören kann, wobei ich zu ersterem tendiere. Im Gegensatz
zu manchem seiner Kollegen vermeidet Paul dabei den Fehler, den Hörer
mit der tausendsten Reproduktion bekannter Abläufe zu unterfordern und
schafft sich eine eigene Klangwelt. Persönlich fühle ich mich dort
allerdings nicht zu Hause, da mir diese Welt viel zu kühl ist. Als
"Spritzer und Gekritzel" ganz in Ordnung, aber nicht wirklich
ergreifend. Vielleicht muss sich das Ganze ja noch ein wenig
entwickeln.
Titel:
1. Inner View 2. Sensory Organ 3. Clonation Man-Machine-Animal
Performed 4. Solar Spot 5. Emulsion 6. Electro-Therapie 7. The
Waiting-Room Of The Emotions 8. Brain Activity Amplifier 9. Exhalation
10. Polymorph 11. Sand-Blasting Machine
zurück nach oben
|
|