Sugarbread +++ Narrow

 

Soap & Skin – Sugarbread (7‘‘, Play It Again Sam)


Die A-Seite dieser EP gehört dem Titelstück „Sugarbread“ und das lässt sich am besten mit einen Wort beschreiben: gigantisch! Alles beginnt mit wilden, Furcht einflößenden Schreien über theatralischen echoenden Orchestral-Akkorden, dann treibt ein Bassbeat das Stück voran, Anja Plaschg singt in ihrer rauen, dunklen, leicht distanzierte Art. Break, fette Streicher, Chöre, erneuter Tempowechsel… Kurz vor Ende der Spielzeit gönnt sich Plaschg eine ätherische Verschnaufpause mit Harmoniumklängen, das Stück klingt mit einemsakralen Chor aus. „Sugarbread“ ist ein leicht atemloser Track, der den Hörer vom ersten Ton an gefangen nimmt. Das Einzige, was es zu kritisieren gibt: „Sugarbread“ ist eindeutig zu kurz. Der Rack frisst sich so ins Gehirn, dass schon nach kurzer Zeit Suchterscheinungen spürbar werden.
„Me And The Devil“ ist eine Hommage an den Blues-Veteranen Robert Johnson. Das Thema wird im Nico-Stil mit dunklen Streichern inszeniert. Rhythmisch sehr effektvoll durch ein abwechslungsreiches elektronisches Schlagwerk akzentuiert, bekommt die spartanische Teufelsanbetung Johnsons einen liedhaften, fast schon Charakter. Wo bei Johnson nur quasi nur Rhythmus und Stimme das Skelett bilden, gibt Anja Plaschg und ihre Musiker Fleisch dazu.
„Pray“ ist dann eines der typischen melancholischen Soap & Skin-Klavierstücke, das über weite Strecken fast schon romantisch wirkt, am Ende aber ins Stocken gerät und die Anwesenheit von etwas Dunklem verrät.
Eine sehr schöne Veröffentlichung, die wieder neugierig auf das nächste Werk des österreichischen Projektes macht!

 

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Soap & Skin – Narrow (CD, Play It Again Sam)

Das Erstlingswerk von Anja Plaschg aka „Soap And Skin“ hatte mich komplett vom Hocker gehauen (warum habe ich das eigentlich nicht rezensiert?). Mit „Lovetunes For Vacuum“ gelang der damals süße 18 Jahre alten Österreicherin ein Werk, auf das auch Nico stolz gewesen wäre. Dass die Velvet-Underground-Chanteuse ein Vorbild von Anja Plaschg ist, kann sie kaum leugnen, auch wenn sie stimmlich nichts mit Frau Päffgen gemein hat, sondern eher mit Björk. Dunkle Mollakkorde auf dem Klavier, verschrobene Electronica und ein klagender, fast schon hoffnungsloser Gesang. Klänge, zu denen man wunderbar Rotwein trinkend über die Schlechtigkeit der Welt sinnieren kann.
Umso größer waren die Erwartungen an Werk zwei von Soap & Skin. Die wurden allerdings bitter enttäuscht. Gerade einmal 29 Minuten ist das Album lang, inklusive einer Coverversion des 1980er Pophits „Voyage, Voyage“. Bis auf zwei Stücke setzt die Musikerin nur ihr Piano ein, die Abwechslung des Debütalbums vermisse ich schmerzlich. Kritisieren lässt sich auch, dass Plaschg die Grenzen ihrer stimmlichen Fähigkeiten teilweise überschreitet, so dass ihr Gesang schmerzt. Trotzdem habe ich mittlerweile meinen Frieden mit dem Werk gemacht. Zum einen, weil ich die zum Teil klischeehaften Bilder in „Vater“, dem Stück, in dem Anja Plaschg den Verlust ihres Vaters betrauert, ehrlich sind, der Schmerz der jungen Frau spürbar wird. Zum anderen auch, weil „Narrow“ sicher einfach irgendwann fertig werden musste und die Musikerin wohl in eine Sackgasse geraten war. Mit der Veröffentlichung hat sich dieser Knoten wohl gelöst, wie auch die nachfolgende Single „Sugarbread“ beweist. Mein Hauptargument für das Album ist aber der Song „Deathmental“, bei dem Soap & Skin zur Höchstform aufläuft. Ein stolpernder elektronischer Rhythmus, synthetische Bläser, Plaschgs dunkle, fast zärtliche Stimme und zahlreiche eigenartige Geräusche zeigen eindrucksvoll das Potential dieses Projektes.

 

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