V.A. - A Final Testimony (2CD, Tesco, Hau Ruck)

Die vorliegende Doppel-CD ist das letzte Lebenszeichen, quasi der Schlussakkord des dienstältesten spanischen Fanzines Seküencias de Culto, das von 1992 bis 2004 existierte. Überraschend an diesem Sampler ist vor allem, dass Intro und Outro von TORE HONORE BOE stammen, dem Klangkünstler aus dem Origami Republika Netzwerk. Der Norweger passt nicht so ganz hier rein, denn "zwischen" seinen beiden Songs versammeln sich allerhand bekannte Projekte aus dem mehr oder weniger der Schwarzen Szene zugeschlagenen Industrial- und Neofolk-Umfeld. Zu Beginn der knapp einstündigen CD1 liegt der Schwerpunkt eher auf den heftigen Klängen mit PROPERGOLs Klangkollagen, OPERATION CLEANSWEEPs walzenden Drones, THOROFONs hypnotischen Old School Industrial, ICKs schrägen Electro oder den Psycho Power Electronics von IRM, während es zu Ende zu mit SVARTSINN, INADE, RAISON D'ETRE und die mir bis dato unbekannten WOLFSKIN aus Portugal eher ambient-ruhig und bei HERBST9 mystisch-rituell wird.

Die 52 Minuten von CD beginnen ähnlich wie die erste geendet hat, mit einem düster-mystischen Ambient von TRIBE OF CIRCLE. Etwas rituell-matialischer geht es nach anfänglich ruhigen Klängen dann bei THORIODH zu, bevor IN GOWAN RING mit seinen verträumten Weisen und sanfter Stimme wieder das Tempo heraus nimmt. KARNNOS werden dann richtig Neofolkloristisch mit romantischer Keyboard-Melodie, simplen Gitarrenakkorden, martialischen Trommeln und Sprechgesang. Irgendwie hatte ich den Klang der Band anders im Gedächtnis. HEKATE präsentieren sich spanisch inspiriert, die Gitarre über den Keyboards klingt zumindest so. Der Denglische Sprechgesang hat mich allerdings schon immer an dem Projekt gestört, das vermiest mir einfach den Genuss. SIEBEN bieten wie immer komplexe Popmusik auf höchstem Niveau und im Wesentlichen erzeugt auf einer Geige und mit Effektgeräten. Dazu gibt's ein paar nach vorn gehende militärische Drums. Danach folgen die genial verspulten NOVY SVET mit einem nur schwer zu charakterisierenden Stück iberischer Volksmusik. Die schräg singenden und heftig trommelnden CAMERATA MEDIOLANENSE fand ich noch nie sonderlich toll, um nicht zu sagen schlecht. Aber ich weiß, es gibt genügend Leute denen die Mailänder Kameraden gefallen. Warum, habe ich allerdings nie verstanden.
TURBUND STURMWERK beginnt stark mit einem Kinski-Sample aus "Aguirre - Zorn Gottes", schleppt sich dann aber eher müde, mit schwerem Schritt über die Zeit. Die französischen INSTINCTS rufen dann über einer schwelgerischen Keyboard-Melodie Odin an, um dann effektvoll Truppen aufmarschieren zu lassen. Am Ende gibt's sogar Schlachtgeräusche. Nun ja, wer's braucht.

Insgesamt ein recht angenehmer Sampler mit einigen Höhen und Tiefen. Insofern ist "A Final Testimony" sicher ein aussagekräftiges Abbild der im Fanzine behandelten Szene. Gestalterisch hätte der CD-Verpackung ein bisschen mehr Farbe gut getan, denn so grau wie das Booklet ist die Musikauswahl nicht, aber der Anlass der Veröffentlichung ist ja auch ein trauriger…

 

back        top