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Verstärker
- b-seiten (CD im Digipack, milchmann records)
B-Seiten-Sammlungen
veröffentlicht eine Band im Normalfall erst nach einigen Jahren im Geschäft,
wenn die Singles schon längst vergriffen sind und die Fans horrende Summen
hinblättern, um an die Schätze zu gelangen. Zwar ist den Informationen
auf der Website von Verstärker (www.meinverstaerker.de)
nicht zu entnehmen, ob es sich bei "b-seiten" um das Erstlingswerk der
Combo handelt, über eine ausgeprägte Diskografie verfügen sie jedoch mit
Sicherheit nicht. Was wollen uns die Künstler also mit der Namenswahl
sagen? Verstehen sie ihre Musik als "Zugabe", denn häufig finden sich
auf B-Seiten Stücke, die es nicht auf das aktuelle Album geschafft haben.
Rätseln wir also beim Klang der Musik über die Antwort auf die Frage…
Wie soll man
die Musik der fünf Münchner beschreiben? Wenn dem Rezensenten nichts einfällt,
schaut er sich die Selbstbeschreibung an oder andere Pressestimmen. Im
Angebot sind hier "indie-klangräume" und "Postrock-Noise" (Süddeutsche
Zeitung). Die eigene Einschätzung zeigt eine deutliche Tendenz in erstere
Richtung. Möglicherweise rocken Verstärker live wie Sau, auf Tonträger
sind sie eher zurückhaltend und kaum "noisig", von Lärmkaskaden ganz zu
schweigen. Als prägende Einflüsse werden "mogwais intensität, motorpsychos
spiellust, radioheads weltschmerz & pink floyds weltverklärung" genannt.
Das ist zwar nicht falsch aber zumindest stellenweise vielleicht etwas
hoch gegriffen. Das mögen die Fans genannter Combos im Einzelnen beurteilen.
Reichlich kopflastig kommt eine weitere Selbstdarstellung daher: "prägende
ambivalenzen: melodie vs geräusch & atmosphäre vs dynamik & strukturzersetzung
vs klangkonstruktion". Früher nannte sich die Band "diekleinenpropheten".
Das sagt eine Menge über die Herangehensweise der Musiker an den Schaffensprozess
aus. "Kopf statt Bauch" titelt daher auch bereits zitierte Zeitung anlässlich
eines Auftritts der Band. Ein Ansatz, der häufig in die SPEX und ähnliche
Gazetten, nicht immer aber zu guter Musik führt. Wollen wir Verstärker
aber nicht verreißen, denn verdient haben sie das nicht. Ihre melancholischen,
handwerklich hervorragend umgesetzten Stücke atmen eine Spätsommer-Atmosphäre,
die manchmal fast lähmend wirkt. Neben klaren Gitarrenmelodien stehen
verzerrte Klangkaskaden, es fiept und hallt, das Schlagzeug gibt tröpfelnd
den Takt dazu. Wie viele Schichten Verstärker auch aufbauen und wie sehr
sie auch versuchen, "Strukturen zu zersetzen", die Harmonie, der Fluss
der Stücke wird dabei nie wirklich gestört. Das ist ihre große Stärke,
dass sie sich treiben lassen und den Klängen Raum zur Entfaltung geben.
Den Gesang empfinde ich auch hier wieder eher als störend. Rein instrumentell
würde mir die Gruppe wesentlich besser gefallen. Verstärker werden zwar
nie mit Bohren und der Club of Gore in den Wettbewerb um die meisten eingeschlafenen
Konzertbesucher treten können, dafür sind sie einfach zu schnell. Aber
Kurzschlaf-Tagtraumphasen sind drin. Nicht meine Baustelle, aber eine
gute Freundin wird sich bestimmt drüber freuen. Abschließend noch ein
Lob für die sehr schöne Gestaltung der CD!
Titel:
1. die neue traurigkeit 2. storm 3. kollege bob 4. schwarzer krauser 5.
solaris I 6. solaris II 7. solaris III 8. solaris IV 9. scheinen 10. einschlafen
11. träumen 12. traumeln 13. aufwachen 14. goldmundswelt 15. manhattan
classic 16. lyrik, teil 1 17. lyrik, teil 2
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