The Letter +++ Black Paper +++ Abuse-DVD +++ Black Paper feat. Kenji Siratori +++ White Flower feat. Sikhara +++ Abuse


Tardive Dyskinesia – The Letter (CD, audiophob)

Ich weiß gar nicht, wie oft ich dieses Album schon gehört habe und wie oft ich Anlauf genommen habe, es zu rezensieren. So recht will mir das nicht gelingen, denn ich habe ein echtes Problem mit „The Letter“. Der ambiente Sound mit leichten Rhythmuseinsprengseln, Keyboardmelodien und Samples hat eine paralysierende Wirkung auf mich, die sich nur schwer erklären lässt. Bei „Babylon“ zum Beispiel hat sicher der etwas über Gebühr verzerrte Sound seinen Anteil daran.
Das ganze Album ist sehr, sehr langsam, trotz der Beats, kalt und verstörend im Sound. Nichts, was ich mir mit Freude anhören kann, auch Dank der teilweise heftigen Samples („Ganymed“). Sicher, es gibt auch „angenehmere“ Stücke wie „Greed For Life“, mit seinem verlangsamten Dubstep-Rhythmus, doch in Summe empfinde ich das Album einfach als anstrengend, im zweiten Teil sicher etwas weniger als im ersten. Ist aber nur meine Meinung, sicher sehen das andere Rezensenten anders...

 

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Tardive Dyskinesia - Acousticophobia Demo 1/2011 (CDR, Tardive Dyskinesia)

This is a promotional CD of Tardive Dyskinesia, the follow-up of industrial / noise project Soulcripple from Gera. T.D, started in 2002, releasing it's first CD on Steinklang two years later, is a bit more soft and ambient, but with strong rhythmic mid-tempo patterns. Some of the songs are in a more dreamy mood like "Disguised reality", some in a more cold and harsh like "Schaben". The tracks are made in a "three component way": background beats, atmospheric layers and some samples and or additional synthetic instrument. That's the only thing I have to criticize: Though the music is not boring, there could be some more changes, twists and turns. For me it's a bit to "straight". But people with a love for complex rhythms will like this sound, I'm sure.

 

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Tardive Dyskinesia - Abuse (DVD, Thonar Records)

Tod, Sex, Drogen, dies sind die zentralen Themen auf Tardive Dyskinesias Album "Abuse". Dies verdeutlicht schon das Intro dieser DVD, die die Platte aus dem Jahre 2004 fast vollständig bebildert. Lediglich "Living Without It's Self" wurde außen vorgelassen. Zur musikalischen Seite dieser Veröffentlichung ist der vorangegangenen Rezension nichts hinzuzufügen (s. hier).
Verwendet werden, passend zur düsteren Musik, ausschließlich Zitate aus alten Filmen und Dokumentationen in schwarz-weiß. Die zum teil skurrilen, manchmal banalen Bilder bekommen durch den finsteren Soundtrack zum Teil eine völlig andere Bedeutung. So erwartet man bei "The Untouchables" ständig, das etwas Schreckliches passiert, während man süßen kleinen Kindern beim Spielen mit Tieren zuschaut.
Das Dunkle lässt dann auch nicht lange auf sich warten: Es folgt ein alter amerikanischer Film, der wahrscheinlich zur Aufklärung gegen Drogen geschaffen wurde. Der Film zeigt den moralischen Verfall eines jungen Mannes, der seine Sucht befriedigen muss. Sehr lustig, wie hier die üblichen Klischees bedient werden.
Aus der selben Quelle scheinen auch die Bilder zu "Self Control" zu stammen, die uns schon zu Beginn durch kurze Einblendung einer Mohnkapsel und von Hanfstauden zeigen, wo es lang geht. Im Rausch der Drogen zerbricht die Fassade vom bürgerlichen Leben. Der Protagonist opfert Familie und Glück für den Kick. Wer bisher noch nicht wusste, wie Heroin hergestellt wird, der erfährt es hier.
Weiter geht es mit drastischen Bildern unter Entzugserscheinungen Leidender und mit aufklärendem Material zur "Produktpalette" im Rauschmittelsektor. Da bekommt man richtig Lust, sich mit illegalen Substanzen vollzupumpen. War nur'n Scherz!
In "Darkness" sehen wir die Insassen einer Anstalt, die hier die Folgen ihrer Drogensucht aussitzen müssen. Die Welt ist voller Verrückter, ob die nun eingesperrt sind oder nicht. Das wussten wir aber schon. Sehr interessant ist zu sehen, mit welchen Methoden man versuchte, die Patienten zu behandeln.
Insgesamt ein sehr "lustiges" Werk mit zeitgeschichtlich interessantem Material. Wer den "War On Drugs" der US-Regierung verfolgt, kommt nicht umhin, zu konstatieren, dass sich nicht wirklich viel geändert hat seit den 40er- oder 50er Jahren, als die Aufnahmen entstanden.

Der Bonus läuft leider nicht durch, man muss ihn erst über das Menü direkt anwählen. Auch hier gibt es wieder einen Schwarz-Weiß-Film zu sehen, nur geht es diesmal nicht um Drogen sondern um Krieg. Gleich das Eingangsbild zeigt die Explosion einer Atombombe, es folgen städtische Ruinenlandschaften, in denen immer wieder wie Touristen wirkende Soldaten auftauchen, die die Szenerie besichtigen. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um Aufnahmen aus Hiroshima oder Nagasaki. Die Musik dazu ist dunkler Ambient, garniert mit einem rückwärtslaufenden, gespenstigen Loop.


Titel:
1. Controled malefunctions
2. The Untouchable
3. Diaz Sin Luz
4. Lost Selfcontrol
5. Screaming Nature
6. Darkness
7. Dein Leben / Your Life (Todesfahrt-Remix by Heimstatt/Yipotash)

 

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Kenji Siratori feat. Tardive Dyskinesia - Black Paper
(CD-R & mp3, Dystonia Recordings)

Kenji Siratori dürfte hierzulande nur wenigen bekannt sein. Glaubt man dem, was im Internetlexikon Wikipedia steht, so handelt es sich bei dem Japaner um einen "cyberpunk author known for experimental prose and nonlinear narrative. His first book, Blood Electric, was published in 2002. He is part of the bizarro movement in literature." Und für dieses fantastische Literaturgenre typisch ist "its focus on ‚high weirdness'." Zu gut deutsch: Das Ganze ist reichlich seltsam. Schaut man sich auf der Seite des Herrn um (www.kenjisiratori.com), so findet sich dort eine schier endlose Auflistung seiner Werke, die alle aus den letzten zwei Jahren stammen. Vorliegende CD ist allerdings nicht darunter.

Wie Tardive Dyskinesia und Kenji Siratori einander gefunden haben, muss von den Künstlern erfragt werden. Ihre Zusammenarbeit funktioniert jedoch auch über Sprach- und Kulturgrenzen ganz gut. Während der Japaner seine Prosa in Landessprache vorträgt, untermalt T.D. das Ganze mit zurückhaltenden, sehr kalten aber passenden elektronischen Sounds. Musik im eigentlichen Sinne ist das Endprodukt nicht, vielmehr entsteht eine ganz eigenartige Stimmung. Wie in einem Alptraum hört man zwar einen Menschen sprechen, hat aber keine Chance ihn zu verstehen (es sei denn man beherrscht das Japanische). Insgesamt ein atmosphärisch sehr eigentümliches Werk, bei dem Form und Inhalt bestens zusammenpassen.


Titel:
1. Mechanical Hunting For Grotesque
2. Gene TV
3. Insanity Media
4. Massacre Machine
5. Black Paper
6. Artificial Insemination
7. Corpse Mechanism
8. Tragedy Module

Link zum Download

 

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Tardive Dyskinesia - feat. Sikhara - White Flowers / Branca Flora

(CD, Dystonia Records, Steinklang)

Langsam bauen sich die Schichten auf, gleiten übereinander. Geräusche aller Art, Klangflächen, Rhythmus, Melodiefetzen und Stimmen und Gesänge. Die Musik von Tardive Dyskinesia entwickelt einen ganz eigenen Sog. Stets wirkt sie ein Stück weit unwirklich, kaum greifbar, der Ausdruck Occult oder Ritual Ambient trifft das Ganze recht gut.
Nach einer mehrminütigen Anlaufzeit gewinnt ein verzerrter Rhythmus die Oberhand, um dann wieder in der Flut der Klänge zu verschwinden und durch einen anderen ersetzt zu werden. Hier hört man deutlich den Beitrag Sikharas heraus, Hauptperson Scott Nydegger ist als hervorragender Trommler bekannt. Ebenfalls von ihm stammen dürfte ein Großteil der ungewöhnlichen Gesangseinlagen. Die in verschiedenen Zungen gehaltenen Samples tragen ihren Teil zur Fremdartigkeit des Sounds bei. Nicht immer jedoch zur Freude des Hörers: Ganz zu Anfang ist ein "Eingeborener" Frauengesang ist zu hören, der nach einiger Zeit recht nervt. Zu ungewohnt ist das schrille Gequäke für unsere Ohren.
Insgesamt ist die CD recht gleichförmig, kommt ohne Höhepunkte und Spannungsbogen aus. Ein wenig hat man den Eindruck, sich in klebrigen Brei zu bewegen. Bei "White Flowers" geht es erneut um den Missbrauch von Drogen. Somit stellt die Musik recht gut den Zustand einer Apathie dar, wie ihn Konsumenten schon mal erleben, wenn sie "einen schlechten Film fahren". Kein wirklicher Genuss also, diese Platte, auch wenn die klangliche Leistung nicht schlecht ist. 40 Minuten sind definitiv zu lang für einen Horrortrip, zumindest dann, wenn man ihn einfach per Stop-Taste beenden kann.

PS: Die Gestaltung des Covers ist sehr gelungen.

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Tardive Dyskinesia - Abuse (LP, Dystonia Records, Steinklang)

Sehr seltsamer Name, der irgendwas mit einer Bewegungsstörung zu tun hatte. Das Konzept der Platte beschäftigt sich dagegen mit einem anderen Problem, mit dem Abusus (Abuse) von Drogen.
Während das Einleitungsstück noch ein wenig traumwandlerisch daherkommt, dominiert auf dem Rest der Platte gepflegte Dunkelheit und Kühle. Basis aller Tracks bildet meist kaum veränderliche, schleppende Rhythmen oder deren Platz einnehmende zyklische Tonfolgen. Dieses Grundgerüst wird überlagert von stellenweise bedrohlichen, flächigen Sound mit leichten Melodieansätzen, die wiederum von zirpenden Noises überlagert oder von angsteinflößenden Geräuschen aufgewirbelt werden. Dazu kommen noch unheimliche Stimmsamples, deren Sinn ob ihrer Fremdsprachigkeit den meisten wohl unklar bleiben wird. Das erinnert stellenweise an Lustmord oder Schloss Tegal und ist auch mindestens genauso unterbewusst wirksam. Seltsamerweise berührt mich das ganze auf emotionalem Level überhaupt nicht, vielleicht weil das Projekt ein wenig zu akademisch ist. Aus erster Quelle ist mir nämlich bekannt, dass der Klangerzeuger selbst, bis auf die gesellschaftlich akzeptierte Droge Alkohol, clean ist. In diesem Falle, bei einem derart essentiellen Thema ist das vielleicht eher ungünstig, da eigene Erfahrungen den Sound sicher beeinflusst hätten. In welche Richtung, darüber lässt sich allerdings nur schwerlich spekulieren. So findet z.B. der für den Drogenkonsum typische ständige, unmotivierte Stimmungsumschwung keine akustische Entsprechung. Vielleicht sehen das andere Rezipienten anders, ein Selbstversuch ist also unbedingt angeraten. Sollte ich mal wieder in den Besitz einer illegalen Substanz gelangen, werde ich deren Genuss mit dem Hören dieser Platte verknüpfen. Der sehr organische und assoziative Sound hält sicher noch einige Überraschungen bereit.

Titel:
1. Controled malefunctions 2. The Untouchable 3. Diaz Sin Luz 4. Lost Selfcontrol 5. Screaming Nature 6. Living Wihtout It's self 7. Darkness

Link: www.tardive-dyskinesia.org


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