V.A. - Subconscious Primitiv Musick (CD, Neue Kultur)

Dark Ambient-Projekte gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und so ist nicht Alles, was man aus dieser Richtung geboten bekommt wirklich hörenswert. Der vorliegende Sampler aus dem Hause "Neue Kultur" ist die erste Veröffentlichung des nagelneuen Labels. Obwohl die Herrschaften nicht auf allzu bekannte Namen zurückgreifen konnten, überrascht dieser Tonträger vor allem positiv, so dass ich unbedingt empfehlen kann zuzugreifen.
Schon das erste, sehr getragene Stück von Luna Dopa nimmt den Hörer gefangen - auch wenn nicht wirklich viel passiert, so hält der Track Dank eines dominanten "Bomber-Drones" seine Spannung aufrecht, überlagernde Sirr-Frequenzen und verzerrtes "Meeresrauschen" schaffen eine hypnotische Atmosphäre. Extern Ycon gelingt es dann nicht unbedingt, diese Spannung zu halten - dem Stück fehlt es an Höhe- und Wendepunkten. Hier wird eine recht konstante Stimmung aufgebaut, die an die akustische Kulisse eines Industriebetriebes erinnert, hier in Kombination mit "nahen" Kratz- und "Klapper"-Geräsuchen.
Derlist beginnen mit einem disharmonischen synthetischen Stück, das unvermittelt in einen "mellow" Rhythmus und eine sparsame, geloopte Melodie umkippt. Damit ist das Veränderungspotential scheinbar erschöpft und die Musicke nudelt die Restlaufzeit weiter. Ist zwar recht hypnotisch, hätte man aber mehr draus machen können.
Hypnotisch geht es weiter mit Spit It Out: Eine mystische Hintergrundkuslisse, ein leichtes Panzersoundwabern und darüber ein langsam und monoton vor sich hin arbeitendes Schlagwerk. Der Sound verändert sich kaum merklich, weitere Klänge treten hinzu. Die Atmosphäre wird immer bedrohlicher.
Glanzstück der CD ist eindeutig der Beitrag von 1997EV. Auch hier ist ein wenn auch schnellerer, hypnotisch-ritueller Rhythmus, der später elektronisch verstärkt wird, tragendes Element. Dazu heulen geloopte Sirenen, und der Künstler trägt seine Texte in einem einnehmenden Sprechgesang vor. Die Intensität des Stückes steigt im Laufe der Zeit bis fast zur Unerträglichkeit - ganz großer Industrial der alten Schule! India Von Halkeins völlig "unmusikalische" Klangcollage zu Beginn des Stücks "Dead City" wirkt da fast wie das passende Ausklingen, wie die Ruhe nach der Explosion. Doch dann sind helle synthetische Drones und langsam stampfende Beats zu vernehmen und fast meint man, John Balance lebe noch. Wüsste ich es nicht besser würde ich diesen Track für ein Coil-Werk halten.
Neuronic Org. starten mit einem deutschsprachigen (!) Sample und setzen daran einen schleppenden Dub-Rhythmus vor einem finster-bösen Hintergrund-Sound.
Kia Karma wirken ein wenig wie Hybryds ohne Rhythmus oder besser gesagt wie einTrack von deren Split-Album mit den Nebulons. Nicht unbedingt spannend, dafür aber sehr esoterisch oder vielleicht doch eher okkult. In einer ähnlichen Verfassung, doch wesentlich musikalischer, präsentiert sich die tote Comtesse (La Comtesse Morte), die polnischen oder tschechischen Beschwörungen über dem geloopten Xylophonklängen wirken auf jeden Fall authentisch. Den Abschluss bilden TZII mit einem wunderbar pathetischen, später regelrecht martialischen, an Wagner erinnernden Stück, das neben erwähntem 1997EV-Track und dem Coil-inspirierten India-Titel mein Favorit auf dieser CD ist.
Fazit: Insgesamt eine sehr abwechslungsreiche und unterhaltsame CD. Ein wenig ärgerlich ist, dass das Booklet nicht wenigstens dafür genutzt wurde, noch ein paar Informationen zu den Künstlern zu anzubieten.


Titel:
1. Luna Dopa - Adore H Reims
2. Extern Ycon - Leer Vogel Schnabel
3. Derlist - End Of Story
4. Spit It Out - Find Me
5. 1997EV - Hole Vortx Jires And Fire In Chains
6. India von Halkein - Dead City
7. Neuronic Org. - Tech-Not
8. Kia Karma - Flame Ov Inspiration
9. La Comtesse Morte - Czwarta Nad Ranem
10. TZII - All MY Apologies

 


zurück        nach oben