V.A. - Steinklang Industries II (2005-2006) (CD, Steinklang)

Der Name Steinklang hat in der hiesigen Industrial-Szene einen guten Ruf. Das österreichische Label mit angeschlossenem Mailorder konnte in den letzten Jahren mit zahlreichen interessanten Veröffentlichungen punkten. Fast schon kann man von einer Veröffentlichungsflut sprechen. So wundert es nicht, dass nachdem zwei bereits zwei Compilations unter den Titel Steinklang Industrie (als Zugabe zum Zinnober) und Steinklang Industrie Disco die Hits der Jahre 1994 bis 2004 der Hörerschaft nahe brachte, schon seit einiger Zeit eine Sammlung vorliegt, die Werke aus dem vergangenen und diesem Jahr umfasst. Insgesamt 30 Stücke auf zwei Silberscheiben enthält der Sampler, während der eine für die Stilrichtungen Industrial, Power-Noise und Cold-Electronics reserviert ist, der andere für Folk, Martial, Neoclassic, Ritual und Ambient. So ganz würde ich mit dieser Einteilung nicht konform gehen, schließlich haben viele Stücke der ersten CD einen ambienten Charakter aber lassen wir diese Haarspaltereien. Das Gebotene hat durchgehend Substanz und erfreut vor allem die Anhänger noisiger Klänge. Allzu viel Platz haben technoide Rhythmen hier nicht, sieht man mal vom Beitrag von Industriepalast ab. Persönlich finde ich das ganz in Ordnung. Ungewöhnlich der Beitrag von Leiche Rustikal, der an The Moon Laid Hidden Beneath A Cloud und ähnliche eher folkloristisch angehauchte Projekte erinnert.

CD 2 beginnt mit recht poppigen Stück von Allerseelen, bei dem der Hörer auf einen der in letzter Zeit so typischen, skurrilen Texte verzichten muss, wenn er wie ich nicht des Italienischen mächtig ist. Netter Titel, der es ohne Probleme auch auf eine Italo-Pop-Platte schaffen würde. Der nachfolgende "Spielmann" von Soulsearch ist eine Verbindung von mittelalterlichen Klängen und Art Rock. Werkraum widmen sich mit verspieltem Klassik Rock und dunklem Sprechgesang der grünen Fee. Klassisch-orchestral mit einem dezenten Marschrhythmus kommen Sangre Cavallum daher, ein sehr filigranes Stück; das man sich im Rahmen höfischer Zeremonien vorstellen könnte. Ähnlich gekonnt präsentieren Concrescene ihr Madrigal. Persönlich bin ich nicht so der Fan dieser Art Frauengesang. Das noisige Ende überrascht. Ebenso wie der Beginn des nächsten Stückes, der mir die als Goth Rock und Neofolk-Interpreten bekannten Thelema. Aber vielleicht handelt es sich hier um eine andere Band, die uns ein echt folkloristisches Stück darbietet, das irgendwie an Eingeborenengesang aus Finnland erinnert. Dier Blick auf die Website schafft Klärung: "ATTENTION: this Thelema is NOT the italian Wave-band! "our" Thelema is the solo-Project from STURMPERCHT / SOULSEARCH / MAGDALENA - member Hajü". Aha! Auch geht es bei der Platte nicht um Finnland, sondern um Island - na ja so schlecht war ich mit meiner Raterei ja gar nicht. Die bisher gehörten Beiträge stammten alle aus der Ahnstern-Reihe, die sich eher "alter" Musik widmet. Wer schon einmal Sturmpercht gehört hat, weiß, was dann folgt: Seltsame Volkslieder mit einer gehörigen Portion Humor.
Mit Tardive Dyskinesia und einem Stück von deren erster Platte folgt der erste größere Bruch, denn jetzt geht es zurück in Richtung elektronischer Musik, in diesem Falle genauer gesagt hin zu dunklem Ambient. Cold Fusion lassen sich dagegen nur schwer in diese Richtung einsortieren - zu viel Rhythmus und Melodie sprechen dagegen, vielleicht trifft hier ja die Bezeichnung Neoclassic zu, wobei das Ganze weniger aufgeblasen als die einschlägigen Schweden-Kombos daherkommt. Es folgen die skurrilen Institution D.O.L. mit lustigen Samples und ambienten Strukturen, die durch gelegentliche durch Leidensgeräusche unterbrochen werden. Bardoseneticcube überzeugen mit einem rhythmischen Stück voller Energie, während Asmorod im CMI-typischen Stil auf die Bremse treten. Lambitani erinnern mit ihrem reduzierten Pop-Stück an eines der vielen Nebenprojekte der Einstürzenden Neubauten, F.M. Einheit meets Meret Becker oder etwas dergleichen. Erotisch ist das Ganze auch noch - was will man(n) mehr? A Challenge Of Honour kommen mit der üblichen martialischen Gangart daher, die dieses Mal in eine klassische Hülle gekleidet ist. Wenig spektakulär, dafür ohne den übertriebenen Pathos, der mich an diesem Projekt so häufig stört. Laharis bieten einen recht ruhigen Abschluss der CD mit einer Ambient-Klassik -Mischung.


Fazit: Insgesamt ein recht angenehmer Überblick über das Steinklang-Schaffen und für fünf Euro auch noch überaus preisgünstig. Die Anschaffung lohnt sich. Persönlich gefallen mir die Titel auf CD eins besser.

Titel CD 1:

1. Drape Excrement / Söldnergeist - Control And Power [Sk32]
2. Survival Unit - Awakening & Bravery [Sk35]
3. Rasthof Dachau - A Prison Poem [Sk36]
4. Stahlwerk 9 - Dies Irae / ...Als Ich Starb [Sk37]
5. Green Army Fraction - Caste War - Back In Their Place [Sk38]
6. Painslut - Where Do You Draw The Line [Sk39]
7. Fleisch-Macht-Boese - Schläge Ii [Sk14 / Sk41]
8. Sektion B - Oklahoma City [Skl 03]
9. The Final Resistance - Strength Through Discipline [Agitprop 05]
10. Antracot - Die Erdbewegung [Skd13]
11. Atrox - Bremse Unbrauchbar [Skd14]
12. Industriepalast - Sick Sad World [Skd15]
13. Leiche Rustikal - Nie Ma Nas [Skd16]
14. Nocturne - Fleisch Und Metall [Skd17]
15. Radio Murmansk - Not A Slogun Song [Sk7-22]

Titel CD 2: Folk / Martial / Neoclassic / Ritual / Ambient

1. Allerseelen - Marques De Pubol [Ahnstern 15]
2. Soulsearch - Spielmann [Ahnstern 16]
3. Werkraum - La Fée Verte [Ahnstern 17]
4. Sangre Cavallum - A Canção Da Pedra [Ahnstern 18]
5. Concrescence - Madrigal [Ahnstern 19]
6. Thelema - Eldur Og Is [Ahnstern 20]
7. Sturmpercht - Viel Volle Becher Klangen [Percht 06]
8. Tardive Dyskinesia - Controled Malefunctions [Skd02]
9. Cold Fusion - To The Bitter End [Skd07]
10. Institution D.O.L. - The Beginning Of Love With A Chainsaw [Skd09]
11. Bardoseneticcube - Deadhead [Skd10]
12. Asmorod - Abode Of The Dead [Skd12]
13. Lambitani - Pfauenauge [Sk7-21]
14. A Challenge Of Honour - They Came Over The Hill [Vp002]
15. Laharis - Flieg Mit Uns [Vp003]


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