New Aeon Symbols V +++

V.A. - The Beast - New Aoen Symbols IV (CDR, Quartier23)

Sampler haben sehr oft den Nachteil, dass sie Beiträge eines Genres versammeln und deshalb häufig schnell langweilen, zumindest aber kaum Überraschungen bereithalten. Quartier 23 umgeht diese Klippe mit diesem Aleister Crowley-Tribute, denn das musikalische Spektrum reicht von Neofolk und -klassik, über mystische Weltmusik bis hin zu entschleunigtem Drum and Base. Und über allen Beiträge thront natürlich das "Große Tier 666", neben dem schicken Design der Hauptgrund für Hobbysatanisten wie mich, diese CD besitzen zu wollen :-)
Ein großartiger Sampler, bei dem man eigentlich keines der Stücke hervorheben möchte.
Venus Mourning Dress eröffnen mit einem kurzen romantischen Stück mit Geige und Gitarre. Später melden sie sich noch einmal mit einem schönen, melancholischen Klavierstück, unterlegt mit Schritt- und Windgeräuschen, zurück.
Mein absoluter Favorit sind Absynth (To His Macabre Angel), die eine der wenigen erhaltenen Wachsmatritzenaufnahmen mit "Weltmusik" kombiniert, mit Sithar, Didgeridoo, Trommeln, sakralen (indischen ?) Gesängen und einem entspannten Schlagzeug-Rhythmus und elektronischen Einsprengseln. Sehr meditativ und mystisch das Ganze.
Atop setzen mehr auf Bewegung - die hektischen Rhythmen des d'n'b bohren sich, wenn auch mit gemäßigter Geschwindigkeit in die Gehörgänge. Im Hintergrund schwelgen simple Melodien aus einigen wenigen Molltönen vor sich hin, Herr Crowley darf auch ab und zu was sagen.
Mani Deum klauen so gekonnt bei Current 93 und Death In June, dass ich richtig wehmütig werde. The Vicitm's Shudder gehen mit ihren zwei Titeln in eine ähnliche Richtung, klingen aber etwas eigenständiger. Doch auch hier hört man die "Altväter" des Genres raus. Schön ist's trotzdem. Verbotene Reinheit ist zwar ein ziemlich bescheuerter Name für ein Projekt aber für die griechischen Landsleute des Musikers hört sich der sicher ziemlich cool an. An den simpel-schönen, traurig-romantischen Gitarrenklängen, die von einer Laute (?) begleitet und mit der Stimme des Teufels in Menschenperson kontrastiert werden, ist auf jeden Fall nichts auszusetzen.
Morte Douce haben sich dem Ambient verschrieben. Den pflegen sie völlig unaufgeregt allerdings auch ohne größere Höhepunkte. Mehrere durchgehende, übereinander gelagerte Drones, dazu Geräusche wie vom Morsefunkverkehr, das war's. Die Kollegen von Supinterior setzen ebenso auf "weniger ist mehr". Die gekonnt übereinander geschichteten Drones und Noises bilden ein schlichtes Klanggemälde, bei dem vor allen die Glockentöne Akzente setzen. Gegen Ende verliert sich Alles im Nichts und ein anderer Sound, wie das ferne Grollen eines Gewitters st kurz zu hören. Spannender zeigen sich da Malachia, die mit Stereoeffekten arbeiten und deren hypnotische Noiseloops den Hörer erst gar nicht in die Versenkung entschwinden lassen. Ein wenig an die ambienten Projekte aus dem Hause Cold Meat, namentlich an Megaptera, erinnern mich Manifesto - kein Wunder, schließlich kommt der Macher des Ganzen aus Schweden. Superdunkle elektronische Klanlandschaften treffen auf hintergründig eingesetzte Aufnahmen von Eisen auf Stein, Höhlenritualen, verzerrten Schreien und einer an die Grenze der Unkenntlichkeit effektierten E-Gitarre. Bei Kreuzer fallen zuerst die christlich-sakralen Gesänge und der voll-elektronische aber sehr rituelle Rhythmus auf, letzterer verschwindet dann, wenn erstere sich voll entfalten. Die Grundstimmung ist aufgrund der unterlegten Keyboardflächen und Drones trotzdem ambient.
Das Natural Faith Projekct hat's mit mollig-mystischen Keyboard-Klängen. Auch zu diesem Sound darf Aleister wieder seine Weisheiten von sich geben. Da steckt viel Pathos drin und zum Schluss wird's regelrecht martialisch. So recht überzeugen kann mich das aber alles nicht - zu verbraucht sind all die Chöre und synthetischen Fanfaren.

Alles in allem ein sehr angenehmer und abwechslungsreicher Sampler, dessen Kauf sich unbedingt lohnt. Der thematische Bezug ist zumindest bei einem Teil der Interpreten verwirklich - also gibt es auch hier keinen Grund zu meckern. Ehrlich gesagt haben mir die esoterischen Projekte der 1990er ein wenig gefehlt. Quartier 23 scheint dieser Nische wieder etwas mehr Raum zu geben.

Titel:
1. Venus Mourning Dress - Buried By The Snow-Drop
2. Absynth (To His Macabre Angel) - 93
3. Atop - Thelemic Time Twister
4. Venus Mourning Dress - Snowy Melancholy
5. Mani Deum - Blasphemy (The Word)
6. Mort Douce - Pure Mantra
7. Natural Faith Project - The Beast
8. Subinterior - In The Black Glass
9. Malachia - The Deep
10. The Victim's Shudder - The Dawn Unlike Any Other
11. Manifesto - Brimstone
12. Verbotene Reinheit - We Run Out Of Time Part I - Departure
13. Kreuzer -Holy Cross Will Stop The Beast
14. The Victim's Shudder - Like Winter In The Summer


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