Festung Kronstadt - Ausgeburt des Wahns

Fast schon könnte man bei Festung Kronstadt von einer Veröffentlichungsflut sprechen, liegt doch schon wieder ein Tonträger auf meinem Tisch. Eingepackt ist er in eine hübsche graue Papptüte, versehen mit der FK-üblichen Etikettierung. Bei dem Tonträger selbst handelt es sich um eine CD-R in einem handelsüblichen Jewel-Case (Sorry, dieser doofe Ausdruck ist nicht meine Erfindung…). Begrenzt ist das Ganze auf zehn Exemplare, wenn ich es richtig verstanden habe. Soviel zur Verpackung - kommen wir zum Inhalt. Insgesamt befinden sich neun Stücke auf der CD, sechs davon sind bereits von anderen Veröffentlichungen bekannt. Allen Stücken gemein ist die mehr oder weniger starke Rhythmisierung, von mahlenden Drones bis hin zu satten technoiden Beats, wobei erstere bei den meisten Stücken dominieren. Genau das ist das Angenehme bei dem Leipziger Projekt. Die Sounds klingen nie, wie aus einer Datenbank heruntergeladen oder am heimischen Synthie zusammengeschustert. Trotz der vollkommenen "Computerisierung" ihrer Musik, wirkt diese immer organisch. Typisch die sehr starke Ausnutzung der unteren Frequenzen des Klangspektrums und ein gerüttelt Maß an Wille zum Wahnsinn, der besonders hübsch Blüten bei "Aber auch sie" treibt. Das meist nicht wirklich "viel" geschieht, ist dabei eher positiv zu bewerten, erlangen die Stücke dadurch doch einen fast schon meditativen Charakter. Wo andere ausschließlich auf brachiale Kraft setzen, akzentuieren FK mit kleinen Beigaben wie Glockengeläut oder sanftem Gebimmel. Da ich mich soeben durch große Teile des Werkes von Esplendor Geometrico gearbeitet habe - in deren Tradition man den Klangschaffenden SRS durchaus sehen könnte - weiß ich das besonders zu schätzen. Während mich viele Stücke der Spanier eher langweilen, fasziniert an FK vor allem der "schmutzige", "imperfekte" Klang, der keiner Computerästhetik huldigt, sondern vielmehr mit realen Soundschnipseln arbeitet. Besonders schön deutlich wird das bei den neuen Stücken, aus deren Mitte "Haus Europa" mit seinen flirrenden Begleitgeräuschen hervorsticht. Einziger Kritikpunkt ist die zum Teil etwas übermäßige Länge einiger Titel, wie z.B. die 15 Minuten von "Die Feder". Hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen.

Titel:
1. Festung Kronstadt 2. Die Feder 3. Nichts als die Wahrheit 4. Konsummer Terror 5. Haus Europa 6. A.Stadler (Kontrazeptions Remix) 7. Aufruhr im Leib 8. Aber auch Sie… 9. Zum Zeichen


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